Die isländische Performancekünstlerin Pálína Jónsdóttir erlaubt einen Blick auf "The Secret Face" der Frau.
Foto: Standard/Grinsam
Das Internationale Festival "her position in transition" zeigt von 4. bis 18. März Positionen engagierter Künstlerinnen und Theoretikerinnen in einer Gegenwart fundamentaler gesellschaftlicher Veränderungen.


"Frauen sind Frauen, das ist eine unumstößliche tautologische Wahrheit", schrieb Elfriede Jelinek anlässlich der Eröffnung des Kosmos Frauenraums. "Sie müssen es sich nicht erstreiten, dass sie sie selber sein dürfen, im Gegenteil, sie dürfen nichts anderes als sie selber sein. Aber dieses Sein ist gleichzeitig eine Enteignung um sich selbst (...)."

Interdisziplinäre Produktionen

Die Frage nach dieser (Ent-) Eignung bildet den virtuellen Mittelpunkt des Künstlerinnenfestivals "her position in transition", das auf Initiative des KosmosTheaters zwei Wochen lang im Wiener Bezirk Neubau in 20 Kunst- und Kulturräumen 26 meist interdisziplinäre Produktionen aus 20 Ländern von Künstlerinnen wie Valie Export, Pálína Jónsdóttir, Patrícia Portela oder Karen Bernard präsentiert.

Widerstandspotenzial

Unter dem Ehrenpräsidium von Elfriede Jelinek, Valie Export, Barbara Prammer und der Unesco wird programmatisch der Modus vivendi von gegenwärtiger Frauenkunst erörtert: "Weltweit beschäftigen sich Künstlerinnen mit Geschlechterverhältnissen und Konstruktionen, Identitäten und der eigenen künstlerischen Rolle in den globalen Transformationen. Zeitbezogene und experimentelle Kunst kann heute ebenso wenig ohne Gender-Aspekt gesehen werden wie soziokulturelle Projekte." Im Zentrum des von einem fünfköpfigen Team organisierten Festivals stehen "Phänomene der Bewegung und des Wechsels - politischer, geografischer, kultureller und künstlerischer Art - und der eigenen Positionierung im Wandel der Paradigmen". Und dieser Wandel bedeutet heute die Wendung von der 70er-Jahre-Erkenntnis, dass "das Private politisch" sei, zu dem Privatwerden des Politischen in der Logik des Neoliberalismus.

Über die Freiheit zur Prekarisierung bis hin zum Widerstandspotenzial von künstlerischer Performance führt eine Diskursebene, die das Festival durchgehend begleitet. (red/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 24.2. 2006)