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Zwei sehr turbulente Leben: Anna Mahler mit ihrer Mutter Alma 1961 in New York.

Foto: Archiv Marina Mahler

Alma Mahler-Werfel

Alma wird 1879 als Tochter des Malers Emil Jakob Schindler in Wien geboren. Ihre Mutter, die Soubrette Anna von Bergen-Schindler, bekommt zwei Jahre später von einem Mann mit Syphilis eine weitere Tochter, die in der NS-Zeit euthanasiert werden wird. Nach Schindlers Tod 1892 heiratet Almas Mutter den jungen Maler Carl Moll, mit dem sie seit Längerem ein Verhältnis hat. Moll, Assistent und Schüler Schindlers, war Mitbegründer und Geschäftsführer der Secession.

Alma wächst unter privilegierten Bedingungen auf. Gustav Klimt raubt ihr den ersten Kuss, Burgtheaterdirektor Max Burckhard fördert ihr Interesse an Literatur, der Komponist Alexander Zemlinsky ist ihr Musiklehrer und wird ihr erster Geliebter. 1902 heiratet Alma den um 20 Jahre älteren Hofoperndirektor, Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler. Alma schenkt ihm zwei Töchter: Maria (sie stirbt bereits 1907) und 1904 Anna.

Beziehung zu Oskar Kokoschka

Nach acht Jahren Ehe betrügt Alma ihren Mann mit dem jungen Architekten Walter Gropius. In der Folge konsultiert Mahler 1910 Sigmund Freud im holländischen Seebad Leyden. Er stirbt 1911.

Von 1912 an hat Alma eine leidenschaftliche Beziehung zu Oskar Kokoschka. 1915 heiratet sie den Bauhaus-Begründer und Designrevolutionär Walter Gropius. 1916 kommt Tochter Manon zur Welt, die 1935 an Kinderlähmung stirbt. 1917, noch während ihrer Ehe mit Gropius, lernt sie den Schriftsteller Franz Werfel kennen. 1918 wird sie vom ihm schwanger, Martin Carl Johannes kommt frühzeitig zur Welt, da Werfel das Baby seiner Geliebten in einem Blutbad aus dem Leib gestoßen haben soll. Martin stirbt 1919 mit nur zehn Monaten. 1929 heiratet sie Franz Werfel.

Flucht

Am 13. März 1938 flieht sie über Prag, Budapest, Mailand, Paris und London, wo Anna bleibt, nach Südfrankreich. 1940 geht es gemeinsam mit Werfel, Heinrich und Golo Mann zu Fuß über die Pyrenäen nach Spanien, mit dem Zug nach Madrid und mit dem Flugzeug weiter nach Lissabon. Über New York führt der Weg nach Hollywood. Werfel stirbt 1945. Alma übersiedelt 1952 nach New York, wo sie 1964 stirbt.

Anna Mahler-Joseph

Anna wird 1904 als zweite Tochter von Alma und Gustav Mahler in Wien geboren. Als 16-Jährige heiratet sie den Studenten Rupert Koller; die Ehe geht nach nicht einmal einem Jahr in die Brüche. 1923 heiratet sie in Berlin den Komponisten Ernst Krenek. Auch diese Ehe scheitert. Anna Mahler geht nach Rom und studiert Malerei bei Giorgio de Chirico, später nach Paris.

1929 kehrt Anna nach Wien zurück. Sie heiratet den Verleger Paul Zsolnay, 1930 wird Tochter Alma geboren. In ihrer Kunstbegeisterung wird sie nur von ihrem Stiefgroßvater Carl Moll gefördert, der in den Dreißigerjahren begeisterter Nationalsozialist wird und 1945 Selbstmord begeht. Anna wendet sich der Bildhauerei zu und lernt bei Fritz Wotruba. 1934 modelliert sie eine Büste von Kurt Schuschnigg. 1937 erhält sie für eine Steinplastik den "Grand Prix de la Sculpture" der Pariser Weltausstellung. In dieser Zeit lernt sie Albrecht Joseph kennen, der viel später ihr letzter Ehemann werden wird.

Freundeskreis

Am 13. März 1938 flieht sie mit ihrer Mutter über Prag, Budapest, Mailand und Paris nach London, wo sie bleibt. 1942 heiratet sie den Musiker Anatole Fistoulari. 1943 wird Tochter Marina geboren. 1950 verlässt sie Fistoulari und übersiedelt nach Beverly Hills zu Alma. Sie bewegt sich im Freundeskreis der Mutter, zeichnet Porträts, fertigt Büsten an und nimmt Totenmasken ab, so etwa die des Komponisten Arnold Schönberg und des Dichters Lion Feuchtwanger. 1964, nach dem Tod ihrer Mutter, geht Anna zurück nach London. Von 1968 an lebt und arbeitet sie in Los Angeles und Spoleto. Sie stirbt 1988 in London. (trenk/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25./26. 2. 2006)