Baltimore - US-Forscher entwickeln einen Impfstoff zum Schlucken, der vor allem in Afrika gegen den Aidserreger HIV eingesetzt werden soll. Er werde nur wenig kosten und bereits in eineinhalb Jahren für klinische Tests verfügbar sein, teilte das federführende Institut für Human-Virologie (IHV) in Baltimore (Maryland) am Samstag mit. Gründer des IHV ist Robert Gallo, einer der zwei Entdecker des HI-Virus. Der neue Impfstoff basiert auf einer Erkenntnis, die Aidsforscher um Andrew McMichael von der britischen Oxford Universität einer kleinen Gruppe kenianischer Prostituierter verdanken. Danach helfen bestimmte Immunzellen, zytotoxische T-Lymphozyten genannt, offenbar, den Aidserreger HIV abzuschütteln. Die Prostituierten sind HIV-frei, obwohl sie jahrelang immer wieder mit dem Virus in Kontakt kamen. McMichael erklärt sich ihre Immunität mit den an T-Lymphozyten reichen Abwehrkräften der Frauen. Die geplante Schluckimpfung will nun genau diese Immunzellen bei Menschen in Afrika mobilisieren. Dafür enthält das Vakzin einen DNA-Abschnitt von der Hülle des HIV-Erregers und DNA zur Aktivierung der Lymphozyten. Zur Übertragung des genetischen Materials bedienen sich die Forscher der so genannten Baktofektion. Das heißt, sie beladen entschärfte Bakterien, in diesem Fall Salmonellen, mit der DNA-Fracht. DNA-Fracht in den Blutstrom Wenn dieses Vakzin in den Darm gelangt, werden die Salmonellen von Phagozyten, einem anderen Typ von Immunzellen, des geimpften Menschen geschluckt. Damit gelangt die DNA-Fracht in seinen Blutstrom und seine Schleimhaut und kann dort dem HIV-Erreger eher Paroli bieten. Die meisten HIV-Infektionen erfolgen über die Schleimhaut von Mund, Vagina oder Rektum. Die Entwicklung wird von der Internationalen Aidsvakzin-Initiative (IAVI) finanziert. Zur Herstellung des Impfstoffes soll DNA-Material speziell von Menschen in Ostafrika verwendet werden. Laut IAVI soll er zuerst in Uganda getestet werden. In Afrika leben 70 Prozent aller HIV-Infizierten weltweit. Rund 95 Prozent der Neuinfektionen ereignen sich in den Ländern südlich der Sahara. (APA/dpa)