"Mit aller Kraft" wollte EU-Ratspräsident Schüssel schon im Dezember 2005 gegen das FPÖ-Volksbegehren "Österreich bleib frei" vorgehen. Obwohl er sich neuerdings sehr sportlich gibt, dürfte der Bundeskanzler aber nicht besonders kräftig sein, denn bis wenige Tage vor Start der Eintragungsfrist war nicht die leiseste Kritik an Strache zu vernehmen. Österreich wird unterdessen mit "Stoppt den EU-Wahnsinn" vollplakatiert, und "HC Strache kommt" in jeden Wiener Haushalt.

Aber auch von anderer Seite wird der Burschenschafter rechts liegen gelassen. Die SPÖ kümmert sich lieber um Olympia-Jubel-Plakate der Regierung (obwohl sie auch selber für Ähnliches Geld verschwendete), als um Kritik an der FPÖ-Aktion. Die Grünen haben zwar nach ihren eher dürftigen Wahlergebnissen von 2005 eine "kantigere Oppositionspolitik" angekündigt, surfen zur Zeit aber lieber auf unrelevanten Negativ-Campaigning-Seiten herum, als sich mit dem ausländerfeindlichen mit billiger Anti-EU-Polemik bespickten Vorwahlkampf der Blauen zu beschäftigen.

Welche Auswirkungen es hat, wenn man Strache ignoriert, hat die Wien-Wahl gezeigt. Erst nachdem er mit "Pummerin statt Muezzin" mehr Stimmen als erwartet erzielen konnte, gab es schärfere Kritik am blauen Stil, und es wurden Überlegungen angestellt, was man dagegen machen könnte. Getan wurde seither nichts. Ende nächster Woche wird Strache in Wien-Favoriten beim letzten Aufruf zu seinem Begehren wieder "sagen, was Österreich denkt" . Und wenn sein Auftreten von Seiten der anderen Parteien weiterhin derart stumm hingenommen wird und der EU-Ratspräsident keine klaren Worte der Ablehnung findet, ist zu befürchten, dass bis zur Herbstwahl tatsächlich immer mehr Leute denken, was er sagt.