Die "Königin des Liebesromans", die britische Schriftstellerin Barbara Cartland, ist im Alter von 98 Jahren nach einer kurzen Krankheit gestorben. In 77 Jahren schrieb sie 723 Bücher mit einer weltweiten Gesamtauflage von schätzungsweise einer Milliarde Exemplaren. "Sie hatte ein wundervolles Leben", sagte ihr Sohn Ian McCorquodale am Sonntag der britischen Nachrichtenagentur PA. Klatschartikeln im "Daily Express" Begonnen hatte die Karriere der am 9. Juli 1901 geborenen Cartland 1920 mit Klatschartikeln im "Daily Express", ihr erster Roman erschien 1923. Sie war zweimal verheiratet und hatte drei Kinder. Im Alter von 63 Jahren veröffentlichte sie ihren hundersten Roman. Bekannt war sie für ihre romantische Literatur; Cartland schrieb aber auch Biographien, Schönheits- und Gesundheitsbücher, und mehrere Autobiographien. Ihre Serienproduktion sicherte der Offizierstochter eine Eintragung ins Guinness-Buch der Rekorde. Bis ins hohe Alter diktierte die immer ganz in rosa gekleidete Dame ihren beiden Sekretärinnen täglich zwei Stunden lang neue Kapitel, die im Schnitt alle sechs Wochen einen neuen Roman ergaben. Die Bücher, die teilweise auch verfilmt wurden, sind alle nach ähnlichen Mustern entworfen. Bildschön und jungfräulich Die Geschichten spielen bevorzugt in der heilen Welt einer idealisierten Vergangenheit. Die männlichen Hauptfiguren gehören in der Mehrzahl dem Adelsstand an, die weiblichen Heldinnen sind immer bildschön und sparen ihre Jungfräulichkeit so lange auf, bis sie über verschiedene Hindernisse in den Hafen der Ehe einlaufen. Naive, schöne, aber meist arme junge Frau trifft reifen, adligen und meist von Frauen enttäuschten Mann. Über Missverständnisse, Abenteuer und Intrigen finden die beiden schließlich zueinander - so der Leitfaden des Erfolgsrezepts. Von Romanen dieser Art schrieb die stets in Rosa gekleidete Autorin zwei pro Monat - bei zweieinhalb Stunden Arbeit pro Tag. Ihre LeserInnen vergalten es ihr mit etwa 20.000 Fanbriefen pro Jahr. "Meine Bücher verkaufen sich deshalb so gut, weil die täglichen Fernsehnachrichten so schlecht sind", sagte Cartland einmal. Ihr eigenes Leben ähnelt kaum den Bilderbuch-Lebensläufen ihrer Romanheldinnen. 1932 ließ sie sich von ihrem ersten Mann, Alexander McCorquodale scheiden, und heiratete 1936 dessen Cousin, Hugh. Mit ihm hat sie zwei Söhne, Ian und Glen. Die Schriftstellerin steuerte in den 30-er Jahren das erste Post-Segelflugzeug, machte Autorennen populär und reiste viel. Im Jahr 1964, ein Jahr nach dem Tod ihre zweiten Mannes, zog sie sich in ihr Haus im Norden von London zurück. Dort entstand der Großteil ihrer Bücher. Für Cartland selbst wurde der Traum vom Aufstieg bis in die höchsten Klassen der englischen Gesellschaft wahr als ihre Tochter Raine den Earl of Spencer, den Vater von Lady Diana, heiratete. So wurde Cartland zur (Stief)-Großmutter der Frau von Prinz Charles und zum regelmäßigen Gast am Königshof. 1991 wurde sie von der britischen Königin geadelt. Cartland war angeheiratete Großmutter von Prinzessin Diana, und die Romanze zwischen Lady Di und Prinz Charles hätte aus ihrer Feder stammen können. Allerdings nur der Beginn, denn eins war in Cartlands Romanen sicher: Das Happy-End. Wolke von rosafarbenem Stoff Den Briten und der ganzen Welt wird sie in Erinnerung bleiben als alte Dame in einer Wolke von rosafarbenem Stoff, mit falschen Wimpern, zu viel Schmuck und dick aufgetragener Schminke. Selbstbewusst hatte sie wiederholt verkündet, sie sei sehr froh über das, was sie aus ihrem Leben gemacht habe. Sie habe den Menschen geholfen, die Liebe zu finden. Der Auseinandersetzung mit Feministinnen ging die zwei Mal verheiratete Autorin nicht aus dem Weg. Zudem führte sie eine Dauer-Kampagne gegen Pornografie und sexuelle Freizügigkeit. (APA/pd)