Der lustige 24-jährige New Yorker Adam Green veröffentlicht sein neues Album "Jacket Full Of Danger". Er wird dieses im April auch live in Linz und Wien präsentieren.

Foto: Rough Trade
Wien – Manches auf diesem neuen Album von Adam Green klingt ganz schön ab^gebrüht. Abgebrüht im Sinne von Instant-Suppenwürfel. Irgendjemand hat hier immer schon in der Vergangenheit vorgekocht und aufs Wesentliche reduziert. Die heutige Jugend hat es schwer und leicht zugleich, sie muss nur heißes Wasser draufgeben. Schmeckt nicht gibt's nicht.

Jacket Full Of Danger, die vierte Soloarbeit des wegen sittenstrenger Medienwächter in den USA und in Groß^britannien ausschließlich im deutschen Raum erfolgreichen, weil eben hier auch im Fernsehen und im Radio gespielten, teilobszönen New Yorker Songwriter-Kasperls bietet zwar musikalisch wenig Neues. Wenn man einmal von den verstärkt hinzugekommenen Streichern absieht. Die hörte man teilweise allerdings auch schon auf den Vorgängerarbeiten Friends Of Mine und Gemstones.

Wer aber im baritonalen Brustton davon singt, dass Drogen und hier vor allem Zigaretten uneingeschränkt ihre Vorzüge besitzen würden, da man sie als Ersatz für weibliche Brüste nuckeln könne, muss sich auch 2006 wieder eine Beobachtung im Zusammenhang mit dieser zumindest in einem jugendlichen Lebensalter launigen Kunst gefallen lassen. Zwischen ironischer Brechung von althergebrachten Tönen großer Tragöden im Pop bis zur kommerziellen Berechnung ist es in seinem Fall immer nur ein kleiner Schritt.

Adam Green tätigt diesen mehr stimmlich als textlich von Frank Sinatra über Jim Morrison und besagten Lou Reed (die Berlin- und Transformer-Phase) bis herauf zu Nick Cave. Den anzüglichen Blödsinn aus dem Schullandwochen-Matratzenlager pubertierender Buben teilt er sich dann mit seinen unmittelbaren heutigen lyrischen Nachbarn, der Bloodhound Gang. Ein getanzter Herrenwitz.

Der Klassenkasperl

Zwar gilt gerade innerhalb der Jugend sämtliche Ironie und deren härtere Gangarten dank einer neuen, auch nicht so recht um ihren Zweck wissenden neuen Ernsthaftigkeit derzeit als einigermaßen verpönt. Einen Klassenkasperl kann und will man sich allerdings dann doch leisten.

Deshalb darf Green auf Jacket Full Of Danger zwischen ereignisreichem Pop-Jingle- Jangle, Broadway-Musical- Schabernack, tragisch jubilierenden Streichern, dem Gesang von und vom Vögeln und dem aktuellen, für das Popgenre sensationellerweise ohne Refrain auskommenden Hit Nat King Cole nicht nur über weibliche Brüste, über die Vorzüge und Nachteile von stark behaarten und/oder weißen Frauen und Drogen und alten Filmen knödeln.

Der Mann, der im Vorjahr beim geschmacklich auch nicht mehr ganz sattelfesten Suhrkamp-Verlag eine lustige Textsammlung namens Magazine veröffentlichte, wird in den kommenden Wochen auch live mit schlank gehaltener Begleitband und vier Streichern wieder für verzücktes Teenagerkreischen in mitteleuropäischen Konzert- und Theatersälen sorgen.

Interessanterweise funktioniert Green trotz seiner Zoten wohl auch wegen eines leicht verhuschten, aber schwiegermütterkompatiblen Charmes eher bei Mädchen. Gestandene Mopedrocker in den Nachwehen der Pubertät sind wohl doch eher bei der Bloodhound Gang daheim. Dort wird auch mehr getrunken und eben auch unzweideutiger auf den Putz gehaut. (DER STANDARD, Printausgabe, 07.03.2006)