1955 wurde sie eine der ersten Ausländerinnen, die die chinesische Staatsbürgerschaft erhielten. 35 Jahre lang arbeitete sie für Chinas deutschsprachige Auslandspropaganda, vor allem für die Zeitschrift China im Bild. 1983 gehörte sie zu den elf berühmten "ausländischen" ExpertInnen, die von Peking zu Mitgliedern des Beraterparlaments ernannt wurden.
Die am 11. Dezember 1908 in Wien geborene Jüdin war 1933 per Schiff auf einer Studienreise nach Schanghai gekommen. Aus unterschiedlichsten Gründen verschlug es in den Dreißiger- und Vierzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts viele westliche AusländerInnen nach China, die sich später mit den sozialen oder politischen Zielen der chinesischen Revolution identifizierten und nach 1949 in der Volksrepublik blieben.
Sie kamen einst als RevolutionärInnen aus dem spanischen Bürgerkrieg, flohen als jüdische EmigrantInnen vor den Verfolgungen Hitlerdeutschlands oder begleiteten ihre chinesischen PartnerInnen. Unter den rund 100 westlichen AusländerInnen, die alle die chinesische Staatsbürgerschaft erhielten, waren ÄrztInnen wie der Düsseldorfer Hans Müller, der Österreicher Richard Frey oder der Amerikaner George Hatem (Ma Haide), LehrerInnen wie die Berlinerin Käthe Zhao und die Schweizerin Olga Lee, JournalistInnen und AutorInnen wie Israel Epstein und der Neuseeländer Rewy Alley oder die deutsche Fotografin Eva Siao.
Ungeschriebene Geschichte
Die wechselvolle Geschichte dieser Gruppe von "Freunden Chinas", ihre Hilfe für Maos Sozialismus und ihre Verfolgungen während der Kulturrevolution, weil sie AusländerInnen waren, ist noch nicht beschrieben worden.
Ruth Weiss, die ihre zwei Söhne allein aufzog (ihre Ehe wurde geschieden), hat ihr Leben in einem dicken Memoirenband, "Am Rande der Geschichte" (1999 im Zeller-Verlag, Osnabrück, 543 Seiten mit 14 Bildern, erschienen), aufgeschrieben.