Frankfurt - Der Axel-Springer-Verlag und das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" wollen die umstrittene Rechtschreibreform nach den beschlossenen Nachbesserungen nun umsetzen. Spätestens ab August würden alle Springer-Publikationen die Schreibweise entsprechend dem Beschluss der Kultusministerkonferenz ändern, teilte der Verlag am Dienstag mit. Man wolle sich der Chance auf einen Konsens in Fragen der deutschen Orthografie nicht entgegenstellen, erklärte Springer. Auch das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" will die stark nachgebesserte neue Rechtschreibung vom 1. August an umsetzen. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) bleibt nach Angaben einer Sprecherin vorerst bei der alten Rechtschreibung.

Die "FAZ", der "Spiegel" und der Springer-Verlag, in dem unter anderem die "Bild"-Zeitung, "Die Welt" und die "Hörzu" erscheinen, hatten die 1996 in Kraft getretene Rechtschreibreform attackiert und waren nach und nach zur alten Schreibweise zurückgekehrt. Der Springer-Verlag hatte 2004 ebenso wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" beschlossen, die neue Rechtschreibung zu ignorieren und nach den alten Regeln zu verfahren. Der "Spiegel" wiederum hatte nur Teile der Rechtschreibreform übernommen. Das Hamburger Magazin begann aber bereits in seiner am Montag erschienenen neuen Ausgabe damit, nach den nunmehr von den Kultusministern korrigierten neuen Regeln zu schreiben.

Rückzugsgefecht

Die Rechtschreibreform sei dennoch alles andere als überzeugend, hieß es bei Axel Springer. In Fällen, in denen man zwischen zwei Schreibweisen wählen könne, werde der Verlag weitestgehend die klassische Rechtschreibung anwenden. Der Ressortleiter Literatur der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Hubert Spiegel, erklärte, das Blatt wolle die von den Kultusministern abgesegneten Korrekturen der Rechtschreibreform sorgfältig prüfen. Unter anderem soll abgewartet werden, wie die für den Frühsommer angekündigten neuen Ausgaben von Duden und Wahrigs Wörterbuch aussehen.

Nach jahrelangem Ringen um Nachbesserungen waren die Kultusminister der Länder vergangene Woche der Empfehlung des Rates für Deutsche Rechtschreibung gefolgt und hatten umfangreiche Nachbesserungen beschlossen. Diese betreffen vor allem die Getrennt- und Zusammenschreibung sowie Groß- und Kleinschreibung. Wenn diesen erwartungsgemäß auch die Ministerpräsidenten der deutschen Länder zustimmen, sind die korrigierten Regeln ab August für Schulen und Behörden verbindlich. Nach einer Übergangszeit von einem Jahr sollen Verstöße dagegen in den Schulen dann auch als Fehler angestrichen werden.(APA/Reuters/AP)