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Catherine Day ist die höchstrangige Beamtin in der Europäischen Union.

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Catherine Day hält sich auf EU-Ebene dezent im Hintergrund. Dabei hat die 51-jährige Irin es an die Spitze der Brüsseler Beamtenhierarchie geschafft. Sie führt die aus 22.400 Mitarbeitern bestehende Behörde, koordiniert 40 Abteilungen und sorgt dafür, dass das umgesetzt wird, was die EU-Kommissare als Leitlinien vorgeben.

Mit 25 Jahren hat die Volkswirtin in Brüssel angefangen. Zuvor arbeitete Day, die einen Studienabschluss im Bereich Internationaler Handel vorweisen kann, in der Investitionsbank von Irland und in der Industriellenvereinigung ihres Heimatlandes. An Brüssel reizte sie das internationale Flair.

Sie startete in der Wettbewerbsbehörde und arbeitete sich mit Fleiß und Ehrgeiz nach oben. Bereits drei Jahre nach ihrem Einstieg in Brüssel schaffte sie den Sprung in ein Kabinett, in jenes des damaligen Kommissars Dick Burke. Von dort wechselte sie zum engsten Führungsteam von Peter Sutherland, Leon Brittan und Chris Patten. Während der Zeit bei den verschiedenen EU-Kommissaren lernte sie die Institution von der Pike auf kennen, auch die verschiedenen Bereiche: von Wettbewerbsverfahren bis zur EU-Außenpolitik.

1999 wurde Day zur stellvertretenden Direktorin für Außenbeziehungen ernannt. Sie war für die Balkanstaaten, Russland, den Nahen Osten und die Mittelmeerstaaten verantwortlich. Damals habe sie gelernt, mit Minenfeldern umzugehen, meinte Day jüngst lachend. Dann übernahm sie 2002 den Posten eines Direktors in der Generaldirektion Umwelt.

In der EU-Kommission war ihre Ernennung vergangenen November eine Überraschung, zumal sie einen Landsmann, Donald O'Sullivan, ersetzt, was normalerweise nicht üblich ist. Aber die mittlerweile ergraute Day, die sich in den 25 Jahren in der Brüsseler Behörde einen Ruf als harte Arbeiterin und hartnäckige Verhandlerin erarbeitet hat, erschien allen als perfekte Wahl.

Day, die als kinderloser Single in Brüssel lebt, weiß um die Schwierigkeiten von Frauen, in EU-Institutionen die Karriereleiter nach oben zu klettern. Vor allem die Arbeitszeiten seien nicht gerade familienfreundlich, wie sie selbst meint. Außerdem gebe es zu wenig Kinderbetreuungsplätze, 700 Kinder von EU-Beamten stehen auf den Wartelisten.

In ihrem Job will sie vor allem junge Frauen ermuntern, "Vertrauen in sich selbst und in ihre Fähigkeiten zu haben". Sie selbst meint nicht, dass sie "zu viele Opfer gebracht" habe, um auf der Karriereleiter nach oben zu kommen. Aber ihre Familie zu Hause in Dublin sei schon der Meinung, dass sie zu viel arbeite. Day betrachtet sich als Europäerin, ist aber stolz auf ihre Wurzeln. "Ich bin definitiv Irin und keine Quotenfrau." (DER STANDARD, Printausgabe, 08.03.2006)