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Österreichs Benimm-Instanz: Thomas Schäfer-Elmayer.

Foto: APA/Schlager
Natürlich wäre Dieter Bohlen lustiger. Schließlich nimmt sich der bei der Bewertung jener Unseligen, die bei "Deutschland sucht den Superstar" antreten, kein Blatt vor den Mund - ganz im Gegenteil. Und dass so etwas für Quote sorgt, weiß Thomas Schäfer-Elmayer. Ebenso gut weiß aber jeder, der je über den Namen der von dem gelernten Industriekaufmann geleiteten Benimm-Dynastie stolperte, dass ein Elmayer für öffentliche Bösartigkeiten nicht zu haben ist.

Und das, betont Österreichs Benimm-Instanz, werde er auch bei der zweiten Staffel von "Dancing Stars" so halten: "Ich versuche Kritik zu üben, aber die Leute nicht zu ver- letzen." "Denn", so Elmayer, "Kritik ist vor allem eine Frage des Tons."

Der gute Ton ist es auch, den schon der Großvater, Rittmeister Willy Elmayer, 1919 vermittelte, als er in einem Pferdestall das erste Mal "Anstandsunterricht" gab. Und dass Tanzen dazugehört, erklärt der Enkel heute, sei nicht bloß Habsburgern ("Für einen Offizier war das Tanzenkönnen eine Frage der Ehre!") Tradition: "Schon im alten Ägypten haben Tanzlehrer Benehmen unterrichtet."

"Der Elmayer"

Freilich: Jene Etikette, die Rittmeister Willy 1957 im Standardwerk "Gutes Benehmen wieder gefragt" zusammenfasste, basiert auf dem Zeremoniell europäischer Höfe. Daran änderte sich auch wenig, als Schäfer-Elmayers Eltern 1969 "Gutes Benehmen immer gefragt" herausgaben. Auch nicht, als Schäfer-Elmayer selbst 1991 "Gutes Benehmen gefragt" veröffentlichte - und es 1999 um Handy- und andere Kapitel erweiterte: Das Buch war immer einfach "der Elmayer" - und damit eine Marke, die immer auch für Schule und Person stand und steht.

Doch damit nicht genug. Donnerstagabend präsentierte Elmayer ein zweites Benimmbuch: "Früh übt sich" (ecowin) heißt es, will Anstandsrituale modern vermitteln - und erscheint zum optimalen Zeitpunkt: Jetzt. Aber den TV-Tanz-Spin nicht zu nutzen, wäre auch ziemlich dumm.

"Die Menschen kommen zum Tanzen zurück"

"Dancing Stars", meint der Taktgeber, habe den aktuellen Tanzboom "nicht ausgelöst, aber verstärkt: Die Menschen kommen zum Tanzen zurück" - und das sei bei ihm auch so gewesen. Auch wenn der Blick auf das Imperium anderes suggeriert. Elmayer war Manager in einem Stahlkonzern, als sein Vater ihn 1986 bat, die Schule zu übernehmen: "Ich hatte nie daran gedacht." Das Überlegen dauerte ein Jahr. Dann - mit 41 - machte Schäfer-Elmayer die Tanzlehrerausbildung. Und ist seither "der Elmayer". Über dessen Bestehen, betont er, mache er sich keine Sorgen: Seine beiden erwachsenen Kinder "sind in völlig anderen Berufen glücklich und erfolgreich. Und das war in unserer Familie immer die beste Voraussetzung, die Familientradition einmal fortzusetzen." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD; Printausgabe, 10.3.2006)