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Dieses Buch mit der mausigen Frage als Titel hat von Anfang an Kinder und Erwachsene entzückt. Seit Jahrzehnten gehört es zu den schönsten Kinderbüchern. Zum ersten Mal erschien es 1967, erhielt sogleich die begehrte Prämie zum Deutschen Jugendliteraturpreis und machte den Dichter Josef Guggenmos weithin bekannt. Seither gilt er als Schöpfer des neuen Kindergedichts und wurde sozusagen schon zu Lebzeiten zum Klassiker.

Wer, möchte man fragen, kennt nicht Gedichte von Josef Guggenmos? In jedem Schullesebuch sind sie zu finden. Viele seiner Gedichte wurden vertont. Und immer mehr Künstler und Künstlerinnen haben sich von seinen Gedichten bildnerisch inspirieren lassen.

Josef Guggenmos kam am 2. Juli 1922 in Irsee im Allgäu zur Welt. In einem Haus, das schon seinem Großvater gehörte. Dort hat er, nach seinen Studien- und Wanderjahren, als freier Autor bis zu seinem Tod im September 2003 gelebt. Josef Guggenmos erhielt viele Auszeichnungen, zuletzt für sein poetisches Gesamtwerk den Deutschen Jugendliteraturpreis und den österreichischen Staatspreis für Kinderlyrik.

Bücher wie "Sonne, Mond und Luftballon"(1984) oder "Oh, Verzeihung, sagte die Ameise" (1990) wurden zu Lieblingsbüchern. Und "Was denkt die Maus am Donnerstag?", sein erstes großes Gedichtbuch, ein Seller mit weit über 100.000 Stück Auflage, wird wie ein Schatz behandelt - man holt es immer wieder hervor und vererbt es der nächsten Generation. Ja, was mag sie nun denken, die Maus, am Donnerstag? Dasselbe wie an jedem Tag: "O hätte ich ein Wurstebrot mit ganz viel Wurst und wenig Brot! O fände ich, zu meinem Glück, ein riesengroßes Schinkenstück!"

In diesem Buch geht es wunderbar kreatürlich zu. Vogel, Igel, Katze und "sieben kecke Schnirkelschnecken" bekommen Stimme und Sprache. Stets trifft Guggenmos das Wesentliche. Nur vier Zeilen braucht er, um Maulwurf oder Elefant zu beschreiben. Und von der Meise heißt es: "Ihr Gewicht ist gering. / Aber in ihrer Brust ist doch Raum / für ein pochendes Ding. / Vogel, in dir / schlägt ein Herz wie in mir." Die Gedichte erzählen allesamt vom Glück des Findens. Wir erfahren, wie alles lebt. Wie etwas wächst und blüht und was geschieht, wenn man genau hinschaut. Man muss nur neugierig sein.

Josef Guggenmos entdeckt die kleinen Dinge und breitet sie liebevoll vor uns aus. Seine Gedichtüberschriften, untereinander gelesen, deuten schon an, dass die heitere Verswelt dieses Dichters voller Fragen und Wunder ist. - Wieviel ist ein Glas Honig wert? Auf ein Osterei zu schreiben. Die drei Grafen. Wäre die Wolke ein Kissen.

Kurz, es sind Gedichte, die Kinder und Erwachsene aufs Schönste unterhalten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.3.2006)