Küng: "Alles tun, dass der Kirchenbeitrag nicht Anlass zum Kirchenaustritt wird"

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Wien – Im Vorfeld der heute, Dienstag, am niederösterreichischen Sonntagberg startenden bischöflichen Frühlingskonferenz sprach sich das diözesane Kirchenoberhaupt von St. Pölten, Bischof Klaus Küng, für mehr Toleranz gegenüber säumigen Kirchenbeitragszahlern aus.

Man werde weiter auf einen Kirchenbeitrag bestehen, aber man müsse "alles dafür tun, dass die Steuer nicht Anlass zum Kirchenaustritt ist". Die Zahlungsverpflichtung werde nicht aufgehoben, man wolle "aber kulanter umgehen, was das Einklagen betrifft", kündigte Familienbischof Küng an.

Beratung statt Kadi

Für Erich Leitenberger, Sprecher von Kardinal Christoph Schönborn, ist dies bereits "gelebte Kirchenpolitik". Seit Jahren erachte man etwa in der Erzdiözese Wien Klagen gegen säumige Beitragszahler als letztes Mittel. "Man versucht es zuerst mit Beratungsgesprächen, Telefonaten oder Rechtsanwaltsbriefen", so Leitenberger im Standard-Gespräch. In lediglich 0,8 Prozent der Fälle sei 2005 in der Erzdiözese Wien eine Klage unausweichlich gewesen.

Bei ihrem traditionellen Frühlingstreffen werden sich die Bischöfe unter dem Vorsitz von Kardinal Schönborn vor allem mit dem Themenschwerpunkt Ehe und Familie beschäftigen. Ziel sei es, den Einsatz der Kirche für Ehe und Familie zu intensivieren, hieß es im Vorfeld.

Rund um den Themenkomplex "Ehe und Familie" steht im Übrigen auch innerkirchlicher Ortswechsel an. Das päpstliche Internationale Theologische Institut für Studien zu Ehe und Familie (ITI) übersiedelt von der ehemaligen Kartause Gaming in Niederösterreich in das einstige Zisterzienserstift Neuberg im Mürztal.

Der Grund für die Übersiedlung seien, so ITI-Präsident Larry Hogan, Platzprobleme. "Wir waren in der Kartause Gaming nur Mieter und haben uns schon lange nach etwas Eigenem umgesehen", so Hogan. Das Internationale Theologische Institut, von Kritikern gerne als erzkonservative Kaderschmiede Roms abgewertet, wurde 1996 auf Initiative des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. als päpstliches Institut für Studien zu Ehe und Familie gegründet. Ziel der Einrichtung ist es, "die authentische Vision von Ehe und Familie in der Welt von heute sichtbar zu machen". Derzeit versuchen dies 75 Studenten aus 16 Ländern. Am neuen Standort im Stift Neuberg soll deren Zahl auf rund 150 anwachsen. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.03.2006)