Die Mitbewohnerin Manuela Presztel ist im Verein "Miteinand" aktiv.

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Kommunikation wird im Globalen Hof in Wien Liesing hochgehalten. Bei dem Hintergrund, den das Haus mitbringt, ist das auch kein Wunder. Denn verschiedenste Nationen und somit Sprachen leben hier unter einem Dach.

Der Globale Hof ist ein Mustermodell für gelungene Integration und interethnisches Zusammenleben. Zu diesem Schluss kam auch der deutsche Wissenschafter und Architekt Joachim Brech, der 2002 der Erlaaer Wohnanlage der Sozialbau AG "ausgezeichnete Noten" bescheinigte.

In 150 Wohnungen leben über 300 Menschen aus 18 Ländern. Sowohl Familien als auch Singles kommen hier miteinander aus. Die Voraussetzung, die sie mitbringen ist die Bereitschaft, nicht nur der Wunsch, in einer schönen Wohnung leben zu wollen. Sie sind darauf eingestellt, dass sie mit vielen Ethnien zusammenleben werden. Denn es wird darauf geachtet, dass 50 Prozent Österreicher und 50 Prozent "Neu-Österreicher" im Globalen Hof einziehen.

Manuela Presztel, Mitglied des Vereins "Miteinand", der am dritten Geburtstag des Globalen Hofes gegründet wurde, wohnt seit einem Dreivierteljahr in der Anton-Baumgartner-Straße 129.

Feste auf dem Dach

Was sie als eine Besonderheit herausstreicht ist die Kommunikation mit ihren Nachbarn. Die wird in dem Verein auch gepflegt und gefördert, indem man immer wieder zu Veranstaltungen einlädt. Beispielsweise gibt eine afghanische Künstlerin, Rafia Bikzdeh, einen Malkurs. Weiters gibt es einen Bauchtanzkurs, einen "Wir reden Österreichisch leicht gemacht"-Kurs und vieles mehr.

Die Hausbewohner feiern Feste und treffen sich auf den Dächern in ihren Dachgärten und grillen. Kinder haben Spielplätze und ein Wellnessraum mit Sauna und Hamam lädt Erwachsene zum Entspannen ein. Ahmadschah Akrami ist der Hausbesorger des Globalen Hofes und "guter Engel des Hauses", wie ihn Presztel nennt. Noch dazu ist er der Mann mit allen Schlüsseln und irgendwie stolz auf das Haus und seine Bewohner. "Es gab viele, die gesagt haben 'das wird nicht funktionieren'", schmunzelt er.

Jeder kennt jeden

Von Anfang an wurde das Gegenteil bewiesen. Jeder kennt hier jeden. Die Waschküche, von der aus man durch die Glasfront seine Kinder im Garten im Blick hat, ist für Presztel ein Ort, wo sie gern mit ihren Nachbarn zusammenkommt, und in diesem Haus passiert es auch nicht, dass man sich im Lift anschweigt. Im Globalen Hof ist eines sicher: Multikulti "geht doch". (Marijana Miljkovic, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.3.2006)