Erst vor wenigen Monaten erschien im Studienverlag der umfangreiche, von Gabriele Anderl und Alexandra Caruso zusammengestellte Sammelband "NS-Kunstraub in Österreich und die Folgen". Nun folgte der Mandelbaum Verlag mit einer ergänzenden, wenngleich eigenständigen Publikation: "Enteignete Kunst", herausgegeben von Verena Pawlowsky und Harald Wendelin.

Hilfreich für alle, die sich mit dem brisanten Thema noch nicht befasst haben, ist neben dem Glossar am Schluss der Abriss von Sabine Loitfellner über NS-Kunstraub, Restitution und angeblich "gutgläubige Erwerbungen" (das Dorotheum verkaufte auch nach 1945 wissentlich geraubte Kunst). Das breite Spektrum der Enteignung, die sich nicht nur auf jüdischen Besitz beschränkte, wird anhand von Einzelfällen dargestellt: Stefan Spevak etwa rollt die Übernahme und Plünderung des Stiftes Göttweig auf, das eine Autobahnraststätte werden sollte. Und Eva Blimlinger berührt die, wie die Herausgeber meinen, "heikle Frage", wie es um die Provenienz der "Sammlung Berger" bestellt ist, die den Grundstock des Jüdischen Museums in Wien bildet.

In zwei Beiträgen wird Alma Mahler-Werfels erfolgloser Kampf um die Rückgabe eines Munch-Bildes beleuchtet, über den DER STANDARD zuletzt am 25. Februar ausführlich berichtete. Sowohl Michael Wladika als auch Franz-Stefan Meissel und Julia Jungwirth kommen im Prinzip zum gleichen Ergebnis: Die Regierung hat den Fall neu aufzurollen. Und Ingo Zechner, Leiter der Provenienzforschung der Israelitischen Kultusgemeinde, wie auch der Anwalt Alfred J. Noll kritisieren massiv das Kunstrückgabegesetz von 1998. (trenk/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.3.2006)