Die 42-jährige S. aus Usbekistan hatte es bereits einmal "geschafft". Nachdem sie in ihrer Heimat ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen hatte, war sie 16 Jahre lang in hoch qualifizierten Jobs beschäftigt: Leiterin der Wirtschaftsabteilung in der Straßenbauverwaltung, Leiterin der Finanzabteilung eines Ministeriums, Lehrerin an der Business School. Doch S. musste ihre guten Jobs aufgeben und ihre Heimat Usbekistan verlassen - in erster Linie aus religiösen Gründen.
Auf nach Österreich
"Von einem Tag auf den anderen waren alle Leute muslimisch. Vielleicht bin auch ich tief im Inneren muslimisch. Aber ab diesem Zeitpunkt waren alle nur mehr fanatisch", sagt sie. Seit dem Zerfall der Sowjetunion wurden die usbekischen Frauen von den militanten Islamisten zunehmend aus dem Alltagsleben gedrängt. S. konnte nicht mehr in normaler Kleidung auf die Straße gehen.
Mit ihrem 48-jährigen Mann und ihren 23-jährigen Töchtern, Zwillingen, kam sie dann im Februar 2002 über Umwege nach Österreich. Hier wollte sie es ein zweites Mal "schaffen" - und von ganz unten anfangen. S. und ihr Mann nahmen einen Job in einem türkischen Lokal in der Steiermark an. "Moderne Sklaverei: Das war unsere erste Berufserfahrung in Österreich. Mein Mann und ich haben jeden Tag zehn bis elf Stunden gearbeitet, bezahlt wurden wir aber nur für vier Stunden."
"Das ist genug für euch, ihr seid eh zu zweit", sagte der Lokalbesitzer. Nach sieben Monaten haben die beiden gekündigt. S. arbeitete dann ein Jahr als Stubenmädchen in einem Mürztaler Gasthaus. "Es war schrecklich, jeden Tag 40 Zimmer. Zum Glück haben mir meine Töchter am Samstag und Sonntag geholfen."
Monatelang kein Gehalt
Als ihre Familie im Mai 2004 als Flüchtlinge anerkannt wurde, übersiedelte man nach Wien. S. wollte schnell wieder Arbeit finden, ging zum Arbeitsmarktservice (AMS) und belegte Deutschkurse. Im Integrationsheim hat man ihr dann geraten, sich für eine 18-monatige Ausbildung zur Bürokauffrau in Mödling zu bewerben. Seit zwei Monaten ist sie jetzt dabei.
Für ihren Mann - er ist diplomierter Elektromechaniker - schaut es hingegen (noch) schlechter aus. Beim AMS wurde ihm gesagt, er solle doch einfach am Bau arbeiten. Doch das hat er bereits hinter sich. Er schmiss den Job, nachdem er monatelang kein Gehalt bekam.