Wien - "ReporterInnen ohne Grenzen" (RSF) Österreich" hat am Montagabend in Wien die jährlich vergebene Auszeichnung "Press Freedom Award 2005 - Signal für Europa" an zwei Journalistinnen und einen Journalisten aus Zypern und der Türkei für deren "mutigen, investigativen und objektiven" Journalismus verliehen. PreisträgerInnen sind die türkisch-zypriotische Journalistin und Friedensaktivistin Sevgül Uludag, die türkische Journalistin Demet Ergün sowie der griechisch-zypriotische Autor und Journalist Makarios Drousiotis.

Professioneller Blick

Der ehemalige Medienbeauftragte der OSZE, Freimut Duve, erklärte anlässlich der Preisverleihung, die drei hätten ihre Solidarität über die Grenzen hinaus bewiesen und von ihrem "professionellen Blick Gebrauch gemacht, um unseren Blick für die Welt zu schärfen."

Uladag und Drousiotis hätten die Auszeichnung dafür erhalten, an vor 50 Jahren in Zypern begangene Verbrechen erinnert zu haben, so Duve. Die beiden JournalistInnen würden zurecht darauf hinweisen, dass es ohne Aufarbeitung der Vergangenheit keine friedliche gemeinsame Zukunft gebe. Duve kritisierte bei dieser Gelegenheit, dass "befreundete Länder" wie Frankreich, Großbritannien und die USA nicht im notwendigen Ausmaß an ihre Verbrechen erinnern würden, auch wenn diese mit jenen Deutschlands nicht vergleichbar seien. "Jede Demokratie hat die Verpflichtung, sich ihrer Verbrechen zu erinnern."

Männliche Brutalität nichts mit Kultur zu tun

Ergün habe ihre Berichterstattung auf das Schicksal von misshandelten Frauen in der Türkei gerichtet und die Möglichkeit, in Frauenhäuser in Istanbul Hilfe zu erhalten, so das Jurymitglied Duve. Doch niemand solle sagen, häusliche Gewalt gebe es nur in der Türkei, diese gebe es auch im Westen. Männliche Brutalität habe nichts mit Kultur zu tun. In der Türkei finde ein "unglaublicher Missbrauch der Geschichte des Islam" statt, doch männliche Gewalt habe "nichts mit der wirklichen Geschichte des Islam zu tun".

Demokratie und Journalismus

Ohne verantwortungsvolle JournalistInnen habe Demokratie keine Zukunft, mahnte Duve. Er kritisierte die zunehmend verschwimmenden Grenzen zwischen dem Journalismus und der Werbejournalistik in unserer Gesellschaft. "Das ist dramatisch und betrifft uns alle". Kritische Worte fand der ehemalige OSZE-Mediensprecher erneut für die Medienkonzentration in Russland und Italien.

"ReporterInnen ohne Grenzen" verleiht seit vier Jahren den Press Freedom Award "Signal für Europa" dank der Unterstützung der OMV an JournalistInnen innerhalb und aus dem Umfeld Europas, sagte die Präsidentin der österreichischen Organisation, Rubina Möhring. Dienen soll dieser Preis, der vor allem jüngeren ReporterInnen gewidmet ist, der nicht immer leicht zu lebenden Zivilcourage. 2003 erhielten Journalisten aus Ex-Jugoslawien den Preis, 2004 aus Rumänien, Moldawien und der Ukraine. (APA)