Wien - 2,1 Milliarden Schilling hat der Nationalfonds in den vier Jahren seines Bestehens für Opfer des Nationalsozialismus ausgeschüttet. Insgesamt wurden 27.222 Zahlungen in Höhe von jeweils 70.000 Schilling getätigt. Nationalratspräsident Heinz Fischer und die Generalsekretärin des Fonds, Hannah Lessing, präsentierten am Mittwoch in Wien eine Art Zwischenbilanz. Fischer ist auch Präsident des Nationalfonds. Von einer "Wiedergutmachung" wolle er, Fischer, aber nicht sprechen. Österreich habe gezeigt, dass das "Bemühen um eine Geste da ist". Neben den Auszahlungen an Personen seien auch Projekte unterstützt worden. Etwa die Wiederinstandsetzung der Synagoge in Graz. Unterstützungen habe es auch im sozialen Bereich - etwa für Altersheime, in denen Betroffene betreut werden - gegeben. Ob der Nationalfonds auch die Zahlungen für die NS-ZwangsarbeiterInnen abwickeln soll, wollte der Nationalratspräsident nicht kommentieren. Diese Entscheidung sei Sache der Regierung. Fischer: "Es ist allerdings auch mein Ziel, hier eine Lösung herbeizuführen, auch wenn die Hauptverantwortung bei der Regierung liegt." Für Anfang Juni sei ein zweites "Vier-Parteien-Gespräch" in Sachen ZwangsarbeiterInnen-Entschädigung eingeplant. Es gehe ihm darum, dass ein Gesetzesentwurf vorgelegt werde, bei dem alle vier Parlamentsfraktionen als Mitunterzeichner eingebunden seien, sagte Fischer. Nur etwa ein Drittel der aus dem Nationalfonds bedachten Menschen kommt direkt aus Österreich (exakt waren es 6066). Die größte Gruppe von EmpfängerInnen kam aus den Vereinigten Staaten (9928). Auf Platz drei findet sich Israel mit 3644, gefolgt von Großbritannien mit 3046. Auf Platz fünf liegt Australien mit 1367 Personen, denen Mittel aus dem Nationalfonds zuerkannt wurden. Nach Alter gegliedert, stellen die zwischen 1921 und 1930 Geborenen mit 11.193 die größte Gruppe. Immerhin noch 228 über 100-Jährige erhielten noch eine Auszahlung aus dem Nationalfonds. Die Arbeit soll erst in zirka zwei Jahren abgeschlossen werden - vorausgesetzt, die Agenden bleiben gleich. Aber noch heute würden immer wieder neue Anträge aus aller Welt einlangen, heißt es aus dem Fonds-Büro. Außerdem gebe es noch die Anträge von Sozialbedürftigen aufzuarbeiten. Diese dürfen nämlich mehrmals eine Zahlung beantragen. (pm)