Wien - Ein Symposion und eine Lesung ("Wer vergisst, hat vergebens gelebt") fand in Wien zu Ehren der österreichischen Schriftstellerin Erika Mitterer (1906-2001), die am 30. März 100 Jahre alt geworden wäre. Mal, vor fünf Jahren ist die Epikerin, Lyrikerin und Dramatikerin verstorben. Anlässlich dieses Jahrestags lädt Nationalratspräsident Andreas Khol (V) am Montag zur Lesung "Wer vergisst, hat vergebens gelebt" ins Parlament, Kammerschauspielerin Marianne Nentwich liest aus den Werken von Mitterer. Die Veranstaltung war gleichsam der Auftakt für eine dreitägige Tagung unter dem Titel "Das 'Jahrhundert der Ideologien' im Spiegel der österreichischen Literatur" im Haus der Österreichischen Gesellschaft für Literatur.

Österreichs Vergangenheitsbewältigung

Die Feierlichkeiten in Wien kamen nicht von ungefähr: Mitterer leistete in ihren Werken als eine der ersten Schriftstellerinnen Österreichs Vergangenheitsbewältigung. Für ihren Gedichtband "Dank des Lebens" (1930) wurde sie schon früh u.a. von Stefan Zweig und Rudolf Borchardt hoch gelobt. Der internationale Durchbruch als Prosa-Autorin gelang der Schriftstellerin mit ihrem Roman "Der Fürst der Welt" (1940), in dem sie verdeckt Kritik am NS-Regime übte und nachdrücklich vor autoritären politischen Systemen warnt. Ihr "Briefwechsel in Gedichten" mit Rainer Maria Rilke (1950) machte sie international berühmt. "Alle unsere Spiele" (1977), ihr letzter Roman, gilt als erfolgreicher Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung.

Das Jubiläum ist Anlass für eine weitere Tagung mit internationaler Besetzung in Wien, die die Erika Mitterer Gesellschaft in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur veranstaltet. Mitterers Hauptwerk "Der Fürst der Welt" wird im Seifert-Verlag neu aufgelegt. Im Praesens-Verlag erscheint außerdem die erste literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Werk der Österreicherin, Esther Dürs Buch "Erika Mitterer und das Dritte Reich". (APA)