Geschlechterpolitik
Sexuelle Übergriffe: Österreicher in Paris vor Gericht
Inhaber eines Modesenders wurde von Mannequin angezeigt
Paris - Der österreichische Geschäftsmann Michel Adam L., Inhaber eines von Paris ausgestrahlten Mode-Satelliten- und
Kabelsenders, muss sich wegen sexuellen Missbrauchs vor den französischen Gerichtsbehörden verantworten. Das Mannequin Eva
Cyankiewicz wirft dem 50-Jährigen vor, sie in der Nacht auf den 22. September 1997 in sein Pariser Luxushaus gelockt und dort sexuell
belästigt zu haben. Die erste Verhandlung in der Affäre sollte diese Woche in der 14. Strafkammer des Pariser Landgerichtes stattfinden,
allerdings wurde der Prozess verschoben, weil sich L. krank gemeldet hat.
L., der in der schicken Avenue Foch, wenige Meter vom Triumphbogen entfernt, ein 800 Quadratmeter großes Haus mit 13 Zimmern und
vier Bädern bewohnt, hat seit der Gründung des Senders, der von 270 Millionen Haushalten in aller Welt empfangen wird, schon
Schwierigkeiten mit der Justiz gehabt. Der aus Warschau gebürtige Geschäftsmann, dessen österreichischer Pass am 22. Oktober 1992 in
Bangkok (Thailand) ausgestellt wurde, ist im Mai 1998 etwa in Monte Carlo beim Kokainkonsum auf frischer Tat ertappt und zu drei
Monaten bedingter Haft verurteilt worden. Nach neun Tagen Kerker wurde er gemeinsam mit seinem Leibwächter, dem Belgier Thomas
Reda, aus dem Fürstentum ausgewiesen.
L. hatte auch große Schwierigkeiten, um von der französischen Medienbehörde CSA (Conseil Superieur de l'Audiovisuel) eine
Sendegenehmigung zu erhalten. Ein Polizeibericht der französischen Botschaft in Thailand vom August 1997 habe unter anderem darauf
hingewiesen, dass der österreichische Geschäftsmann "in Geldwäsche und Prostitution verwickelt" sei. In Bangkok betrieb L. eine
Modefirma. Im November 1996 ergriff der Manager die Flucht und ließ mehrere Dutzend Millionen Dollar Schulden, einen Haftbefehl und
400 fristlos entlassene Arbeiterinnen in Thailand zurück.
Auf Grund dieser Informationen zögerte das CSA die 1997 beantragte Sendegenehmigung ein Jahr lang hinaus. Erst der Eingriff des
Generaldirektors von MCM International (Gruppe Lagardere), Francois Thiellet, habe die französischen Behörden am 28. September 1998
dazu veranlasst, dem Unternehmen eine fünfjährige Genehmigung auszustellen. MCM International, die L.s Sender mit Gesellschaftsitz in
Wien vermarktet, gehört zu 49 Prozent der öffentlich-rechtlichen französischen Gesellschaft Sofirad.
"Was soll man mit diesen Gerüchten schon anfangen? Ich habe immer schon gesagt, dass das CSA keine Ehrbarkeits-Lizenzen vergibt",
erklärte David Kessler, Medienberater des Premiers Lionel Jospin, jüngst gegenüber der Wochenzeitschrift "Le Point" die positive
Entscheidung der französischen Kontrollbehörden. Es bleibt allerdings die Tatsache, dass L. beim anlaufenden Prozess in Paris im Falle eines
Schuldspruches eine Höchststrafe von fünf Jahren Haft riskiert. (APA)