Foto: Donaufestival / Copyright: David Heerde
Für manch jüngere Publikumsschichten tauchte 2005 sogar ein ganz "neues" Festival auf. Entweder sie hatten vom niederösterreichischen donaufestival vorher niemals gehört oder es hatte ihnen zumindest nicht mehr als ein müdes Schulterzucken abgerungen. Somit hat sich das von Intendant Thomas Zierhofer-Kin letztes Jahr durchgeführte Morphing vom Hoch- zum Popkultur-Festival vollends ausgezahlt.

Die Umwidmung des Festivals war so logisch wie notwendig: Längst hat sich das bürgerliche Gesellschaftsmodell in das einer Massen- und Mediengesellschaft verwandelt. Konsum, Medien, Populär- und Alltagskultur prägen einerseits den Stil aktueller, sich schnell wandelnder Kunstformen, bilden Subkulturen aus, wie sie auch zu ihren inhaltlichen Reibebäumen, zu Themen der Selbsthinterfragung werden. Das Festival sieht sich in dieser Hinsicht als "Klangkörper" solcher - vorrangig subkultureller - Statements.

Popkultur als Schlachtfeld des Experimentellen

Und in diesem Sinne geht es auch heuer - vom 20. April bis 6. Mai - weiter: Pop und Performance bilden wieder die zwei Hauptachsen des Festivals und machen den Wandel an sich, die Transformationen und das Verschwimmen von Genres und Begriffen zum Thema. Bandformate lösen sich in Richtung experimenteller Klangforen auf, wie sich Performance-Gruppen zu Popkultur-Kollektiven wandeln, ...

Neben internationalen Performance-Ensembles wie Gob Squad oder Superamas, die mit medialen Bildern spielen, setzt das donaufestival vor allem auf Musik, die sonst mehr in den kleinen Clubs als in den großen Sälen und Hallen gespielt wird.

Quer durch alle Genres hören

Mit Hochspannung darf der vom musikalischen Kolloborateur Mike Patton gestaltete Abend erwartet werden. Patton, der vielen als "Faith No More"-Frontmann in Erinnerung gebliebene Metal- und Alternative-Sänger, hatte seine Finger bereits in unzähligen Projekten: Mr. Bungle, Fantomas, Lovage... Und auch beim donaufestival (21.4. u.a. mit "The Fantomas Melvins Big Band" u. "Autechre") wirkt der Tausdendsassa multifunktional als Kurator, "Dirigent", und Musiker mit.

Reizvolle experimentelle Begegnungen quer durch alle Genres verspricht der Eröffnungsabend: "zeitkratzer", das klassische Kammerorchester für Neue Musik, trifft auf die japanische Noise-Rock-Ikone Keiji Haino. Den Grenz-Sprung in andere Musik-Welten wagen an diesem Abend (20.4.) auch "And You Will Know Us By The Trail Of The Dead" und die Kölner Elektroniker Mouse On Mars.

Weiters locken Wahl-Berlinerin Peaches mit Electro-Punk, der letzte Auftrit der seit 35 Jahren bestehende Klangformation Faust, Newcomer wie Architecture In Helsinki oder Messer Chups aus Russland zu Konzerten an die alles aufquirlenden und vermischenden Donauwellen nach Krems und Korneuburg.