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Ein von Josef Hoffmann geplanter Wohntrakt in der Werkbundsiedlung.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien – Die Sanierung der Werkbundsiedlung, eines der bekanntesten Beispiele der klassischen Moderne in Wien, lässt weiter auf sich warten. Die 1932 errichtete Anlage in Hietzing steht auf feuchtem Grund, weshalb im Laufe der Jahre Schäden entstanden sind, die die Substanz der Häuser bedrohen. Das für heuer angekündigte Sanierungskonzept liegt noch nicht vor, was die Wiener ÖVP am Dienstag zu Kritik veranlasste.

Häuser stehen unter Denkmalschutz

In einer Pressekonferenz forderte VP-Gemeinderat Bernhard Dworak die SP-Stadtregierung zum Handeln auf. Die meisten Häuser – die allesamt unter Denkmalschutz stehen – weisen mittlerweile Schäden an der Fassade, bröckelnden Verputz, feuchte Keller oder rostende Türen und Balkone auf.

"Die Stadt Wien und (die städtische Gemeindebau-Verwaltung, Anm.) Wiener Wohnen dürfen nicht länger zusehen, wie dieses Architekturdenkmal verfällt. Die Stadt Wien betreibt im Falle der Werkbundsiedlung Kindesweglegung", kritisierte Dworak in einer Aussendung. Ein Großteil der 64 Objekte gehört der Gemeinde. Neben der sofortigen Sanierung regte der Mandatar an, den Bewohnern als Ausgleich für entstehende Kosten höhere Heizkostenzuschüsse als üblich zu gewähren. Auch sollten die Objekte den Mietern günstig zum Kauf angeboten werden.

"Besorgniserregender Zustand"

Auch Techniker eines Architekturbüros, die bei der Pressekonferenz anwesend waren, sprachen von einem "besorgniserregenden Zustand" der Häuser. Einzelne Mieter hätten bereits den Verdacht geäußert, dass die Siedlung sogar abgerissen werden könnte, berichtete der ÖVP-Politiker.

Im Bundesdenkmalamt (BDA) bedauerte man im Gespräch mit der APA ebenfalls, dass das angekündigte Sanierungskonzept noch immer nicht vorliege. Bruno Maldoner, im BDA zuständig für die Werkbundsiedlung, unterstrich, dass es zwar Gespräche mit Wiener Wohnen über ein umfassendes Sanierungskonzept gegeben habe. Das bisher letzte Treffen habe aber vor Weihnachten stattgefunden – seither warte man auf eine Reaktion.

"Stadt verschleppt Sanierung nicht"

"Ich weiß nicht, warum die so rumkochen", so Maldoner verwundert. Dabei sei klar, dass die Zeit dränge. Die Häuser seien meist in leichter Bauweise errichtet und könnten schnell Schaden nehmen.

"Die Stadt Wien verschleppt die Sanierung nicht", betonte dagegen ein Sprecher des zuständigen Stadtrats Werner Faymann (SPÖ). Man sei auch überrascht von der Kritik des BDA an der Zusammenarbeit, die man als gut erachte.

"64 kleine Konzepte"

Das BDA begutachte derzeit jedes einzelne Haus, weshalb es in letzter Konsequenz nicht ein großes Sanierungskonzept, sondern 64 kleine Konzepte geben werde. Diese sollten aber noch heuer vorliegen.

Dann würden die Verhandlungen mit den Mietern und etwaigen Geldgebern wie BDA und Wiener Wohnfonds geführt, um die Finanzierung zu sichern. Man hoffe, noch 2007 mit der Sanierung starten zu können. Die hänge aber davon ab, ob Einspruchsfristen in Anspruch genommen würden, so der Sprecher des Stadtrats.

SP-Stürzenbecher: "Keine Einsturzgefahr"

Der Vorsitzende des Wohnenausschusses des Wiener Gemeinderates, Kurt Stürzenbecher (SPÖ), teilte am Dienstag mit, dass die von Dworak kritisierte Zeitverzögerung vor allem darauf zurückzuführen sei, dass die notwendigen Arbeiten deutlich umfangreicher als ursprünglich angenommen seien. Die ersten genaueren bautechnischen Untersuchungen hätten ergeben, dass die Konstruktion der Häuser unterschiedlich gestaltet sei. So hätte man bei einigen Objekten festgestellt, dass sie nur im unteren Bereich gemauert, im oberen Bereich jedoch in Holz ausgeführt wurden, erklärte Stürzenbecher in einer Aussendung.

Ein weiteres großes Problem sei auch die starke Grundwasserentwicklung, die über die langen Jahre hinweg zu einer Schädigung der Bausubstanz geführt hätte. Eine Frage sei nun, ob die Sanierung der Häuser allein genüge oder ob eine generelle Ableitung des Grundwassers notwendig sei. "Nicht zuletzt ist auch die gemischte Besitzstruktur – die Mehrzahl der Häuser gehören der Stadt, ein kleiner Teil privaten Eigentümern – zu berücksichtigen und die Interessen auf einen Nenner zu bringen." Die Siedlung werde in ihrem Bestand auf jeden Fall gesichert, mit der Generalsanierung nach Klärung noch offener Fragen so rasch wie möglich begonnen, so Stürzenbecher, der außerdem betonte, dass die Häuser keinesfalls nahezu einsturzgefährdet wären. Die Anlage sei bereits 1981 saniert worden, die teilweise heftige Kritik des VP-Politikers sei deshalb "übertrieben und unseriös", so der SP-Politiker. (APA/red)