Auch weil sie selbst nicht immer die Jüngsten sind, wissen Käufer die Lebenserfahrung reiferer Verkäufer zu schätzen. Aus Sicht der Unternehmen ist darüber hinaus wichtig, dass die Leistung und das Lohnniveau der älteren Semester stimmen. Auch mit den Jungen müssen sie "können". Manche Produktionsbetriebe entwickeln schon Fantasie, wie sie vom Know-how pensionsreifer Manager weiterhin Nutzen ziehen können. Lydia Ninz (45) Wien - Der Mann ist keine alltägliche Erscheinung. Martin Willmann (55), Fachberater und Verkäufer bei Saturn im fünften Stock beim Gerngross in der Wiener Mariahilfer Straße, steht mitten im Wirbel und verkauft CD-Player, Disc-und Walkmen en suite. Sein Alter scheint hier niemanden zu stören. "Wir bevorzugen grundsätzlich weder Alte noch Junge. Es ist immer eine Frage der Persönlichkeit und des Interesses", sagt sein oberster Boss und Geschäftsführer der MediaMarket-Saturn-Gruppe, Gerhard Sandler (50). Natürlich spiele auch das Produkt eine Rolle, und Typen wie Willmann seien eher die Ausnahme. "Plakativ gesagt, ist es einfacher, jugendliche Verkäufer für PCs und Telekom zu gewinnen. Aber wir hatten auch schon einen ausgeflippten Alten, der Discoanlagen verkaufte", kommt Sandler ins Erzählen. "Kunden sehen Ältere oft als kompetenter an", ist Rainer Hochfellner (56), Personalleiter bei bauMax, überzeugt. Den reiferen Personen werde eine größere Lebenserfahrung und damit auch mehr Fachkompetenz unterstellt. Umstände, die Heimwerker offensichtlich ganz besonders zu schätzen wissen. Bei der Auswahl des Verkaufspersonals sei das Alter völlig irrelevant. Chancen gebe es für alle Interessierten. Denn die Jobs werden absichtlich so ausgeschrieben, dass sich Bewerber telefonisch melden können und nicht langmächtige Lebensläufe abfassen müssen. Es komme darauf an, dass die Kandidaten sich präsentieren und verkaufen können. "Allerdings müssen auch die Älteren in unsere Gehaltsbandbreite hineinpassen", schränkt Hochfellner ein. Die meisten Verkäufer sind jung, auch weil die Baumarktkette gezielt den Nachwuchs pflegt. Beim umsatzstärksten Kaufhaus von Möbel Leiner in der Wiener Mariahilfer Straße fällt der Anteil der reiferen Verkäufer optisch leichter ins Auge. Ein Viertel aller 200 Verkäufer sind nicht mehr als Youngsters einzustufen. "Es muss ein guter Mix aus Jung und Alt sein", verkündet Geschäftsführer Walter Golob (30) als persönliches Credo und als Linie des Hauses. Das entspreche der Lebenserfahrung und den Erwartungen der Kunden, die sich ebenfalls auf alle Altersstufen verteilen. Auch dem innerbetrieblichen Klima tue das Nebeneinander von HTL-Abgängern und in die Jahre gekommenen Kollegen gut. Daher stelle Leiner bewusst auch reifere Semester ein. Wobei es schon vorkomme, dass der eine oder die andere dem Stress doch nicht gewachsen ist und den Job wieder aufgibt. Auf Elena Gohmann (48) trifft dies absolut nicht zu. Die Quereinsteigerin ist erst seit einem halben Jahr als Käuferin aktiv. Sie kommt aus dem Büro und hat ihre Liebe zum Einrichten nun zur Arbeit gemacht. Golob lobt die Verkäuferin, die rein altersmäßig seine Mutter sein könnte, in den höchsten Tönen. Mitgebracht hat Gohmann nicht nur ihr Verkaufstalent, sondern auch noch Geld vom Arbeitsmarktservice (AMS). Wie viele andere "ältere" Arbeitslose auch (siehe unten). War das ein Grund, es mit Gohmann zu probieren? "Sicher sind 50 Prozent des Gehaltes im ersten Jahr eine tolle Einstiegshilfe", räumt Golob mit umsichtiger Diplomatie ein. Aber entscheidend sei die Förderung nicht. "Wenn sie als Person nicht passt und nicht tüchtig wäre, dann wären uns die anderen 50 Prozent des Gehaltes auch zu teuer gewesen", versichert der Mann im Brustton der Überzeugung.