Stadt Schlaining - "Krieg oder Frieden - vom Kult der Gewalt zur Kultur des Friedens". Mit diesem Thema beschäftigt sich seit Anfang Mai die Burgenländische Landesausstellung auf Burg Schlaining. Die Ausstellung soll Kern eines Friedensmuseums sein, das alle bisherigen Friedensaktivitäten auf der Burg - Friedenszentrum, Friedensuniversität - sinnvoll ergänzen könnte. Könnte, wohlgemerkt, denn bis zur Sinnhaftigkeit erscheint der Weg noch weit, wie ein Ortsaugenschein am Wochenende ergab. "Es ist wie überall in unseren Gesellschaften", sagt die deutsche Friedensaktivistin Ellen Diederich, die in Oberhausen seit 1980 ein internationales FrauenFriedensarchiv zusammengetragen und zum Teil in Schlaining ausgestellt hat, "der Krieg, die Gewalt und der Konflikt haben den größten Raum und das größte Budget, der Frieden muss sich mit wenig begnügen." Zwei Drittel Gewalt Die Ausstellung ist entsprechend den drei zur Verfügung stehenden Stockwerken in drei Hauptbereiche gegliedert, zusätzlich sind einige Höfe einbezogen. Im Kellergeschoß beginnt es finster: Krieg und Gewalt, inklusive Alltagsgewalt werden sichtbar gemacht. Kunstobjekte, Fotos, Collagen, Texte, Feldpostkarten, Briefe, Installationen, Videos zeichnen ein grausiges Bild. Nirgends gibt es einen Hinweis auf den Widerstand in den beiden Weltkriegen und kein Wort über den Holocaust. Einziger Trost: die Konversionskammer, in der die Umwandlung von Kriegsgeräten für zivile Zwecke gezeigt wird (Schwerter zu Pflugscharen). Im ganz in Rot gehaltenen zweiten Stock geht es endlos weiter mit "Konflikten und Krisen". Aber was sind "internationale Krisen" wie im Kosovo oder in Bosnien anderes als Kriege? Im Obergeschoß endlich wird es weiß und licht, hier residiert der "Frieden". Hier gibt es die Galerie der Friedenssymbole, die Tafel der Friedensnobelpreisträger, die Geschichte der Kriegsdienstverweigerung und vieles mehr. Allerdings ist auch hier der Krieg oft nicht vom Frieden zu trennen. Am Krieg geht also im ganzen Haus kein Weg vorbei. Frauen "vergessen" Wie konnte es zu dieser Schieflage des Museumskonzepts kommen? Einen Erklärungsansatz liefert der Begleittext, der das Mitarbeiterteam vorstellt: Sechs Männer werden namentlich genannt, zuvorderst Gerald Mader, einst burgenländischer Kulturreferent, dann treibende Kraft des Friedenszentrums. Als wissenschaftlicher Leiter fungiert Wolfgang Vogt, der an der Führungsakademie der deutschen Bundeswehr gewaltfreie Konfliktlösung lehrt. Vier weitere Männer folgen - die mitarbeitenden Frauen werden anonym unter WissenschafterInnen und MuseumsexpertInnen subsumiert. Das passt nahtlos zu dem Umstand, dass im ganzen Gebäude lediglich ein Flur und ein Turmzimmer zur Dokumentation der weiblichen Friedensarbeit zur Verfügung gestellt wurden. "Obwohl", sagt Friedensaktivistin Diederich, "60 Prozent der weltweiten Friedensarbeit von Frauen geleistet wird". Wenig Trost bietet auch der durch die beiden oberen Stockwerke verlaufende Kinderpfad. Dort kann gemalt, gelesen, geschrieben und Theater gespielt werden, mit einer Videokamera lässt sich ein Nachrichtenstudio (bad news is good news) simulieren und vieles mehr. Aber wie sollen Kinder in einem so brutalen Ambiente Frieden lernen? Überraschend gut dagegen der Katalog: Auf 250 Seiten enthält er in bester wissenschaftlicher Aufbereitung all jene Überlegungen zum Frieden, deren Sichtbarmachung man sich in der Ausstellung wünschen würde. Doch ein guter Katalog am Ende von drei Jahren Arbeit ist ein mageres Ergebnis. Bevor diese Ausstellung zum Museum werden darf, braucht sie ein vollkommen neues Konzept. Eines das Mut zum Frieden macht und Handlungsanleitungen gibt - mit Hinweisen auf Projekte, an denen Engagierte sich beteiligen können. Ein Konzept, in das Frauen maßgeblich eingebunden werden. (Heide Korn)