Schläfrige Freundlichkeit

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Irland-Touristen lassen den Nordwesten der Insel allzu oft links liegen. Sie verpassen etwas: Wer das wahre Irland erleben will, sollte sich hierher begeben. Urlauber finden eine wunderschöne, weitgehend unberührte Landschaft, freundliche Dorfbewohner und eine schläfrige Friedlichkeit.

Die Ortschaft Blacklion ist ein idealer Ausgangsort, um Touren durch das seenreiche Gebiet in der Gegend zu unternehmen. Die Gemeinde mit ihren 166 Einwohnern liegt an der Grenze zur britischen Provinz Nordirland und ist der Inbegriff eines irischen Dorfes. Die Häuser stehen entlang gereiht an der Hauptstraße. Es gibt mehrere Pubs und ein kleines Touristenzentrum.

Zwischen zwei unscheinbaren Gebäuden schlängelt sich ein kleiner Wanderweg hinauf. Der Weg, der leicht übersehen werden könnte, ist der Anfang des Cavan Way, einer 25 Kilometer langen Route, die Wanderer durch Hügel und Täler führt. Vorbei geht es an verfallenen Häusern und vorgeschichtlichen Großsteingräbern. Am Cavan Way liegt auch der eher unscheinbare Anfang des größten irischen Flusses, des Shannon.

Wildromantisches Bild

Wer wenig Zeit hat und nur einen kurz Aufenthalt in Blacklion plant, der muss nicht die komplette Route laufen. Schon eine kurzer Spaziergang auf dem Weg bietet den Wanderern einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden Hügel mit ihren Dörfern und die vielen Seen. Schafherden und der etwas morbide Charme verlassener Hütten runden das wildromantische Bild ab.

"Es ist eine Region, die meiner Meinung nach nur wenig Aufmerksamkeit von Besuchern bekommt", erklärt Ruth Moarn, Sprecherin des regionalen Tourismusverbands. "Das macht es im gewissen Sinn aber umso besonderer." Immer wieder berichteten Urlauber, wie sehr sie die Wanderung auf dem Cavan Way beeindruckt habe. "Da bekommt man allein schon vom Laufen eine Gänsehaut", erklärten Besucher mit Hinweis auf die aus längst verflossenen Zeiten stammenden Sehenswürdigkeiten am Wegesrand.

Wer vom vielen Wandern hungrig nach Blacklion zurückkehrt, wird nicht enttäuscht. In dem kleinen Dorf gibt es ein Gourmet-Restaurant, das MacNean House & Bistro. Hier schwingt Neven Maguire den Kochlöffel, ein bekannter Fernsehkoch in Irland und damit auch der prominenteste Bürger im Dorf. Feinschmecker aus dem ganzen Land besuchen das Restaurant. Die Öffnungszeiten schwanken. Deshalb sollte man vorher reservieren.

Etwas rustikaler

Wer es etwas rustikaler mag, ist in einem der vielen Pubs gut aufgehoben, wo man Besuchern getoastete Sandwiches vorsetzt. Oder man bummelt wenige Meter über die Brücke und damit über die Grenze zu Nordirland in den kleinen Ort Belcoo, wo es einen Schnellimbiss gibt. Auf dem Weg kommt man an einem Schönheitssalon vorbei. In dem Gebäude war früher einmal das aus einem Zimmer bestehende Schulgebäude untergebracht. Auf dem Rückweg kommt man am Laden von Harold Johnston vorbei, in dem von Postkarten über Stiefeln bis hin zu Puppen alles Mögliche verkauft wird. Gratis dazu gibt der Ladenbesitzer Anekdoten und Wissenswertes aus der Dorfgeschichte preis.

Eine der beeindruckendsten Möglichkeiten, die Gegend zu erkunden, ist eine Fahrt auf der Straße N16 von Blacklion nach Sligo, die immer wieder neue Blicke auf nebelverhangene Täler und Berge bietet. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke sollte man nach etwa 30 Minuten rechter Hand nach einem Hinweisschild zum Glencar-Wasserfall Ausschau halten. Eine kleine kurvenreiche Straße führt hinab ins Tal zu dem 15 Meter hohen Wasserfall. Dieser und der kleine See haben den Dichter William Bulter Yeats zu dem Gedicht "The Stolen Child" inspiriert.

Der Literaturnobelpreisträger ist in dieser Gegend aufgewachsen. Sein Grab lieg in Drumcliffe, unter dem Berg Ben Bulben. Wegweiser zu dem Grab sind überall in Sligo zu finden. (apa)