Wilhelm Beck ist Interims-FSG-Chef

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Die Gewerkschaft macht Tempo: Ihr Bundeskongress wird von Herbst auf Jänner 2007 vorverlegt. Bis dahin wird Wilhelm Beck Interimsvorsitzender der roten Gewerkschafter. Die SPÖ drängt ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer, einen Sitz im Nationalrat anzunehmen.

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Bad Loipersdorf/Wien - Die Gewerkschaft will nicht zu lange von ungewählten Interims-Vorsitzenden geführt werden: Dienstag beschloss sie, den Bundeskongress von Herbst auf Jänner 2007 vorzuverlegen. Dieses Tempo ist auch eine Antwort auf die immer zahlreicheren Stimmen, die das lange Zuwarten als Angst vor der Basis ausgelegt haben.

Außerdem bedeutet die Vorverlegung des Kongresses einen Ausweg aus dem Patt, der um die Nachfolge von Rudolf Nürnberger als Chef der roten Gewerkschafter (FSG) entstanden war. Die großen Gewerkschaften, Metaller und Privatangestellte (GPA), hatten sich einen Machtkampf geliefert. Noch komplexer wurde die Situation, weil die kleinen Gewerkschaften den Job für sich reklamierten. Vorerst setzt auch die FSG auf eine Interims-Lösung: Wilhelm Beck von der Gewerkschafter der Chemiearbeiter wird Interims-Chef. Diese Kür hat für Konkurrenten den Charme, dass Beck sich bald in den Ruhestand zurückziehen will.

Rudolf Hundstorfer hingegen will seine Interims-Zeit als ÖGB-Chef in eine Dauerlösung übergehen lassen. Der neue (oder alte neue) ÖGB-Chef wird am Bundeskongress im Jänner gewählt, der FSG-Chef am Tag davor. Für Hundstorfer ist die Vorverlegung auch ein Signal für einen "raschen Neustart".

Die Vorverlegung ist auch eine Umgehung des Statutenschlamassels: War es doch unklar, ob der Nachfolger Nürnbergers aus dem Kreis seiner bisherigen Stellvertreter kommen muss oder ob es auch ein FSG-Vertreter ohne Vize-Amt sein kann. Denn Metaller Erich Foglar und Wolfgang Katzian, Chef der GPA, waren beide nicht Stellvertreter. Beck war Stellvertreter - und am FSG-Kongress kann jeder für den Posten des Vorsitzenden kandidieren.

SP will Hundstorfer

Die SPÖ beschäftigte sich auf andere Weise mit der Gewerkschaft: Am zweiten und letzten Tag der Klubklausur in Loipersdorf trat, nach Parteichef Alfred Gusenbauer, nun auch Klubobmann Josef Cap ausdrücklich dafür ein, dass ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer nach der Wahl in den Nationalrat einziehen soll.

Das Modell mit dem Gewerkschaftspräsidenten im Parlament habe sich bewährt und könne für die Arbeitnehmer nur von Vorteil sein, sagte Cap. Ob er folgerichtig davon ausgehe, dass Hundstorfer auch beim Bundeskongress des ÖGB im Oktober 2007 zum Präsidenten gewählt werde, beantwortete der Klubchef mit knappem Ja.

Das Drängen der SPÖ auf einen Parlamentssitz kam Hundstorfer nicht wirklich gelegen: Denn eigentlich wollte Hundstorfer bleiben, was er ist - Erster Vorsitzender des Wiener Gemeinderats. Allerdings kam auch aus dem ÖGB Druck, dass ein ÖGB-Chef sich nicht so deutlich für ein Bundesland deklarieren könne. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.4.2006)