Dass es nicht unbedingt zum Auftragsprofil für Kronprinz Rudolf gehörte, historische Wahrheit in angemessener Verfinsterung wiederzugeben - daraus macht Dornhelm keinen Hehl. "Vor allem die Koproduzenten in Deutschland und Italien wollten vor allem: Hübsche Menschen. Viel Monarchie. Eine tolle Liebesgeschichte mit tödlichem Ausgang. Im Vergleich zu dem, was die wollten, haben wir einen geradezu politischen Film gemacht." - Und: "Die ursprüngliche, sehr düstere Drehbuchversion von Didier Decoin (Napoleon), in der Morphinsüchtige und Syphilitiker aufeinander trafen - die erzählte definitiv am großen Publikum vorbei."
Nichts Verwerfliches
Wobei es auch für Dornhelm mittlerweile geradezu ironisch wirken muss, jetzt an Verklärungen des späten Habsburger Reiches mitgewirkt zu haben: Als er vor 30 Jahren mit Brigitte Hamann an einer "neuen" Sissi arbeitete, sei es um "Entkitschung und Entlarvung von Klischees" gegangen: "ein Projekt, an das ich mich gerne erinnere. Leider ist es gescheitert."
Andererseits: "Ich finde nichts Verwerfliches daran, einem Millionenpublikum zumindest die Ahnung zu vermitteln, dass es historische Charaktere und Ereignisse gab, mit denen man sich eingehender beschäftigen könnte. Ich nehme meine Arbeit ja ernst, und da ist es mir lieber über Mayerling zu erzählen oder Tolstoi zu adaptieren, als Kommissar Rex zu fabrizieren."
TV-Verfilmung von Krieg und Frieden