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Regisseur Robert Dornhelm, Vittoria Puccini als Mary Vetsera und Max von Thun als Kronprinz Rudolf

Foto: APA/Schneider

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Klaus Maria Brandauer als Kaiser Franz Josef und Regisseur Robert Dornhelm

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"Was sagen Sie zum Vorwurf, Sie hätten Mayerling verschnulzt." - Im Gegensatz zu vielen Selbstverteidigern der gegenwärtigen TV- und Kinolandschaft lässt sich Regisseur Robert Dornhelm auf solche Fragen nicht zu schalen Ausflüchten verleiten. "Was heißt das schon - Schnulze?", fragt er. "Eine hübsche Frau, die liebt, ist nicht unbedingt Schnulze. Überhaupt liegen Schmerz und Schnulze doch oft nah beieinander."

Dass es nicht unbedingt zum Auftragsprofil für Kronprinz Rudolf gehörte, historische Wahrheit in angemessener Verfinsterung wiederzugeben - daraus macht Dornhelm keinen Hehl. "Vor allem die Koproduzenten in Deutschland und Italien wollten vor allem: Hübsche Menschen. Viel Monarchie. Eine tolle Liebesgeschichte mit tödlichem Ausgang. Im Vergleich zu dem, was die wollten, haben wir einen geradezu politischen Film gemacht." - Und: "Die ursprüngliche, sehr düstere Drehbuchversion von Didier Decoin (Napoleon), in der Morphinsüchtige und Syphilitiker aufeinander trafen - die erzählte definitiv am großen Publikum vorbei."

Nichts Verwerfliches

Wobei es auch für Dornhelm mittlerweile geradezu ironisch wirken muss, jetzt an Verklärungen des späten Habsburger Reiches mitgewirkt zu haben: Als er vor 30 Jahren mit Brigitte Hamann an einer "neuen" Sissi arbeitete, sei es um "Entkitschung und Entlarvung von Klischees" gegangen: "ein Projekt, an das ich mich gerne erinnere. Leider ist es gescheitert."

Andererseits: "Ich finde nichts Verwerfliches daran, einem Millionenpublikum zumindest die Ahnung zu vermitteln, dass es historische Charaktere und Ereignisse gab, mit denen man sich eingehender beschäftigen könnte. Ich nehme meine Arbeit ja ernst, und da ist es mir lieber über Mayerling zu erzählen oder Tolstoi zu adaptieren, als Kommissar Rex zu fabrizieren."

TV-Verfilmung von Krieg und Frieden

Tolstoi? Demnächst beginnt Dornhelm mit den Dreharbeiten zu einer TV-Verfilmung von Krieg und Frieden. Träfe da, angesichts der meisterlichen Vorlage, dann der Vorwurf der Verschnulzung nicht besonders hart? "Sie können mir glauben: Ich quäle mich sehr mit den Drehbüchern. Und sicher begibt man sich da auf besonders riskantees Terrain. Aber was man auch nicht vergessen sollte: Selbst Tolstoi wurde, als sein Roman zuerst in Fortsetzungen erschien, vior allem über seine melodramatischen Qualitäten wahrgenommen. Die Würdigung seiner ,Philosophie' kam später." (Claus Philipp/DER STANDARD; Printausgabe, 29.4./30.4./1.5.2006)