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Anders als bei diesem Besucher eines Moorbades, wird man bei Wikipedia unfreiwillig Opfer des Schlamms.

Foto: dpa/lby/Stefan Puchner
Eigentlich soll das Wiki-Prinzip der Offenheit eine hohe Qualität der Information gewährleisten: Wenn ein Online-Artikel von allen verbessert werden kann, ist das Ergebnis im Ideal ohne jeden Fehler. Wenige Monate vor der Kongresswahl in den USA beäugen sich die Gegner argwöhnisch, ob politisch interessante Artikel der Online-Enzyklopädie Wikipedia nicht auf "unerwünschte Weise" geändert werden.

Gezielte Veränderungen

Bereits Anfang des Jahres haben einzelne Mitarbeiter von Kongressabgeordneten so viele Artikel verändert, dass sich die Betreiber der Wikipedia gezwungen sahen, bestimmten IP-Adressen aus dem Kongress den Zugang zu sperren. Am häufigsten verändert wurde der Artikel über US-Präsident George W. Bush. Wegen wiederholter Fälle von "Vandalismus" sei das Ändern dieses Artikels für neue und nicht registrierte Wikipedia-Verfasser bis auf weiteres gestoppt worden, heißt es in dem Artikel über Bush. Trotzdem weist die Dokumentation der Änderungen dieses Artikels an manchen Tagen weit mehr als 20 Neufassungen auf.

Geschichte neu schreiben

Manchmal wird ganz subtil versucht, Geschichte neu zu schreiben. So verschwand der Name des in Misskredit geratenen republikanischen Politikers Tom DeLay aus den Biographien einiger Abgeordneter, die Beziehungen zu ihm hatten. Mitarbeiter des Abgeordneten Martin Meehan löschten bei diesem den Hinweis auf sein Versprechen, dass er höchstens vier Amtszeiten im Kongress sein werde.

Wahlkampfthemen

In Georgia verlor der Wahlkampfleiter einer Kandidatin für das Amt des Gouverneurs seinen Job, weil er den Eintrag eines Kontrahenten geändert hatte: Morton Brilliant hatte der Biografie des stellvertretenden Gouverneurs Mark Taylor den Hinweis hinzugefügt, dass dessen Sohn in einen tödlichen Unfall verwickelt und wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden war. Das war inhaltlich zwar korrekt, Brilliants Chefin Cathy Cox befand aber, dass die juristischen Problems des Sohns nichts mit dem Wahlkampf zu tun hätten.

Auf der Suche nach Fehlern

Rund 1.000 Freiwillige bemühen sich bei der Wikipedia, falsche oder verfälschende Einträge und Fehler aufzuspüren. Ob die Unparteilichkeit in allen Fällen gewährleistet ist, ist nicht immer einfach zu bestimmen. Noch schwieriger ist festzustellen, wer mit welchem Interesse eine Seite geändert hat. Zur Zeit registriert die Wikipedia 25,6 Millionen Besucher im Monat - das ist Platz 18 der meistbesuchten Internet-Angebote. (APA/AP)