Das S-House in Böheimkirchen (siehe dazu auch Ansichtssache) wurde aus nachwachsenden Baustoffen, wie zum Beispiel Stroh, gebaut und reduziert noch dazu den Energieverbrauch auf ein Zehntel, was weniger als 1,5 Liter Öl pro Jahr und Quadratmeter entspricht.

Vor etwa sieben Jahren startete das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie mit dem "Impulsprogramm Nachhaltig Wirtschaften" ein ausgesprochen ehrgeiziges Projekt, das mittlerweile über den EU-Raum hinaus Interesse weckt.

Eine der drei Programmschienen ist das "Haus der Zukunft". Man will "durch Forschungs- und Entwicklungsprojekte dazu beitragen, dass Modellbauten entstehen, die höchsten Ansprüchen bezüglich Energieeffizienz, Einsatz von erneuerbaren Energieträgern und ökologischen Baustoffen genügen und bei angemessenen Kosten hohe Lebensqualität gewährleisten".

Neue Perspektiven

Ziel war es also, Umweltpolitik andersherum aufzuzäumen und zu diesem Zweck die Wirtschaft als Motor für nachhaltiges und ökologisches Bauen zu gewinnen. Denn nur wenn angewandte Umwelttechnologie zu einem - durchaus auch exportfähigen - Geschäft, um nicht zu sagen einem prosperierenden Wirtschaftszweig wird, hat das Zusammenspiel zwischen Architekten, Fachplanern, Baustoffproduzenten und innovativen Technologieunternehmen nachhaltig Zukunft.

Michael Paula ist Mitinitiator und Leiter der Abteilung Energie- und Umwelttechnologien im Ministerium. Er meint, gesellschaftliche Anliegen und neue Perspektiven für die Industrie müssten durch Projekte wie "Haus der Zukunft" auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden, um innovative Wirtschaftsentwicklung zu fördern, wobei natürlich die Wohn- und Lebensqualität der späteren Nutzer das wichtigste Leitkriterium bleibt.

"Haus der Forschung"

Bis dato wurden 176 Projekte abgewickelt und mit insgesamt 22 Millionen Euro gefördert. Einzelne Demonstrationsbauten werden wie Case-Studies behandelt, optimiert, weiter beforscht. Als Dienstleister und Abwickler fungieren die Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technologie (ÖGUT) sowie die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Letztere wird ab dem Sommer dieses Jahres in einem energetisch optimierten Bürogebäude residieren. Das "Haus der Forschung" (Bauherrin: BIG) stellt noch einen Sonderfall dar, denn großvolumige Gebäude sind energetisch derzeit bis dato kaum erforscht, bieten jedoch ein reiches Betätigungsfeld für innovative Techniker und Planer. Und auch in budgetär knappen Bausektoren wie dem Sozialen Wohnbau müssen die gewonnenen Erkenntnisse anwendbar und leistbar sein.

Mittlerweile, so Paula, "stehen wir mit dem Haus der Zukunft durchaus in der Auslage". Vergleichbare Projekte dieser Größenordnung gibt es europaweit nicht. Doch auch in der EU beginnt der intensivere Austausch zwischen Forschung und Bauindustrie im Dienste der Nachhaltigkeit. Erabuild heißt die europäische Plattform, die auf EU-Ebene initiiert, was das Haus der Zukunft national umsetzt. (Ute Woltron, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6./7.5.2006)