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Der Chef des Mineralölkonzerns OMV, Wolfgang Ruttenstorfer, setzt zum Sprung in eine neue Dimension an.

Foto: APA/Robert Jäger

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Verbund-Chef Hans Haider dürfte nach dem Zusammenschluss keine Rolle mehr spielen.

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OMV und Verbund wollen einen Energiegiganten zeugen, der von Öl über Gas bis hin zu Strom die gesamte Palette an Energiedienstleistungen anbieten kann. Das bestätigte die OMV Montag Abend: ein Übernahme-Angebot für den Verbund werde überlegt. Der Preis würde "gegebenenfalls - dem Merger of Equals Gedanken folgend" - eine kleine Prämie auf den Durchschnittskurs der letzten Monate enthalten, teilte die OMV in einer Ad hoc-Aussendung mit.

Im Zuge der Gespräche über eine mögliche Allianz im Energiebereich gebe es "Überlegungen im Sinne des § 5 Absatz 2 Übernahmegesetz, eine mögliche Allianz neben anderen Transaktionselementen auch durch ein Übernahmeangebot der OMV an die Verbund Aktionäre zu erreichen", hieß es.

In der Branche ist man überzeugt, dass das als "Allianz" bezeichnete Ziel der Gespräche auf eine Verschränkung beider Unternehmen hinausläuft, wobei die gut sechsmal größere OMV den Ton angeben und deren Chef Wolfgang Ruttenstorfer die Leitung übernehmen würde. In welcher Form dies geschehen soll, ob durch Aktientausch oder Bargeld, ist offen.

Montagnachmittag wurden die Aufsichtsräte der OMV über das am Wochenende bekannt gewordene Projekt informiert; Am Dienstag sind die Aufsichtsräte der Verbundgesellschaft an der Reihe. Bei einer Übernahme würde der größte Industriekonzern Österreichs mit einer Marktkapitalisierung von rund 29 Milliarden Euro entstehen. Der Verbund ist aktuell rund zwölf Milliarden Euro schwer, die OMV etwa 17 Milliarden. Der Umsatz würde sich auf gut 18 Milliarden Euro summieren.

Die Aktien der beiden Unternehmen reagierten am Montag sehr unterschiedlich. Während die Verbund-Aktie stark profitierte und zeitweise um gut 3,6 Prozent auf 410,30 Euro zulegte, wurde die OMV- Aktie abgestraft. Die Aktien des Ölkonzerns gaben um 2,6 Prozent auf 55,01 Euro nach.

In der Regierung stößt das Vorhaben von OMV und Verbund auf Zustimmung. Wirtschaftsminister Martin Bartenstein sagte: "Damit entstünde ein Energieplayer von europaweiter Dimension mit interessantem Synergiepotenzial bei Strom und Gas und beachtlicher Fantasie in Mittel- und Osteuropa."

Auch SPÖ dafür

Auch die SPÖ signalisiert Bereitschaft, bei einer notwendigen Änderung des Verstaatlichungsgesetzes mitzuziehen, das die Mehrheit der Republik (51 Prozent) am Verbund festschreibt. Dabei fließendes Geld dürfe allerdings unter keinen Umständen zur Budgetsanierung verwendet werden, sondern müsse in den Unternehmen verbleiben.

Beim geplanten Zusammengehen von OMV und Verbund sehen Analysten Fantasie in der Gassparte. Auf den ersten Blick mache die Zusammenarbeit zwar wenig Sinn, weil es kaum Synergien gebe, denn das Gasgeschäft sei für beide Unternehmen vergleichsweise unbedeutend, sagte etwa BA-CA-Analyst Alfred Reisenberger. Es stelle sich die Frage, warum man das Gasgeschäft nicht in eine gemeinsame Gesellschaft abspalte.

Charme habe eine mögliche Fusion aber insofern, als damit ein wirklich großer österreichischer Player im Energiemarkt entstehe, der auch internationalen Konkurrenten Paroli bieten könne, sagte ein Branchenkenner zum STANDARD, der namentlich nicht genannt werden wollte. Speziell im Wachstumsgürtel Südosteuropas könnten sich OMV und Verbund gut ergänzen. Mit OMV-Gas habe der Verbund den notwendigen Rohstoff bei der Hand, um die geplante Expansion in die Region durch Bau von Gaskraftwerken auf den Weg zu bringen. Bei einem Zusammenschluss rechnet der Leiter der Bundeswettbewerbsbehörde, Walter Barfuß, mit einem vertieften Kartellprüfungsverfahren vor der EU-Kommission. Er erwartet eine Genehmigung durch Brüssel nur unter Auflagen, insbesondere im Gasbereich (siehe Artikel EU pocht auf Wettbewerbsregeln).

Neben der politischen Zustimmung ist für eine Fusion auch der Sanktus des mit der Staatsholding ÖIAG syndizierten Großaktionärs Ipic aus Abu Dhabi notwendig, die ihren 17,6 Prozent-Anteil an der OMV mit dem ÖIAG-Paket (31,5 Prozent) syndiziert haben. Dem Vernehmen nach sind sie bereits vor längerem über die Pläne eingeweiht worden. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.5.2006)