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OMV-Vorstandschef W. Ruttenstorfer und Verbund-Chef H. Haider.

Foto: APA/Günter R. Artinger
Wien – Österreichs größter Industriekonzern OMV und der größte Stromproduzent des Landes, Verbund, fusionieren nächstes Jahr zur OMV Verbund AG. Das haben OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer und Verbund-Chef Hans Haider mit entsprechender politischer Unterstützung im Rücken Dienstagabend per Unterschrift besiegelt.

Ruttenstorfer sprach bei der Präsentation der Details am Mittwoch von einem "Wachstumsprojekt". Der Unternehmenswert sollte deutlich steigen, was auch die Gefahr einer Übernahme trotz Absenkung des Staatsanteils minimiere. Das Einsparungspotenzial liege bei 100 Mio. Euro pro Jahr. Verbund-Chef Haider, der am Mittwoch seinen 64. Geburtstag feierte, sieht in der Fusion "eine einmalige Chance für beide Unternehmen".

Den Verbund-Aktionären unterbreitet die OMV ein Übernahmeangebot in Höhe von 425 Euro je Aktie oder einen Umtausch in Aktien der OMV Verbund AG im Verhältnis 1: 6,5. Die Verbund-Aktie wird voraussichtlich Ende 2007 vom Kurszettel der Wiener Börse verschwinden.

Die Börse reagierte positiv: Nach dem Kursabsturz am Montag und Dienstag, an denen beide Unternehmen zusammen einen Wertverlust von 2,3 Mrd. Euro erlitten haben, legte das OMV-Papier um 3,14 Prozent auf 51,57 Euro zu, die Verbund-Aktie kletterte um 5,36 Prozent auf 415,65 Euro. Prinzipielle Zustimmung zum Übernahmeangebot kam vom Chef des Interessenverbandes der Anleger, Wilhelm Rasinger: "Die 425 Euro je Aktie sind ein ordentliches Angebot."

Skepsis bei Wienstrom und EVN

Skeptischer sind Wienstrom und EVN, die derzeit zusammen rund 25 Prozent am Verbund halten und Sorge haben, Mitspracherechte zu verlieren. Sie wollen über die österreichische Stromlösung an OMV Verbund angedockt bleiben. Mit einem Börsenwert von rund 24 Mrd. Euro würde das fusionierte Unternehmen OMV Verbund in derselben Liga wie Endesa oder Iberdrola aus Spanien mitspielen. Auch die deutsche RWE ist nicht viel größer. Damit es dazu kommt, ist allerdings die Abänderung des in Verfassungsrang stehenden Verstaatlichungsgesetzes notwendig, das die Mehrheit der Republik am Verbund festschreibt.

Allerdings hat die SPÖ bereits Zustimmung signalisiert, sofern im Gegenzug eine Sperrminorität des Staates von mindestens 25 Prozent plus eine Aktie beim neuen Unternehmen verfassungsrechtlich abgesichert wird. Die Gesetzesänderung soll noch vor dem Sommer beschlossen werden.

Der Größenvorteil spiele bei dem Zusammengehen eine wichtige Rolle, sagte Ruttenstorfer. Das seien nicht nur die günstigeren Konditionen im Einkauf, die man herausschlagen könne; das sei vor allem auch das Potenzial im Wachstumsgürtel Südosteuropas, das gemeinsam mit dem Verbund wesentlich besser genützt werden könne. Der Verbund sei bei der Wasserkraft an Grenzen gestoßen, neue Projekte ließen sich kaum mehr realisieren. Deshalb mache der Bau von Gaskraftwerken Sinn, noch dazu, wenn das Gas aus demselben Haus zugeliefert werden könne. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.5.2006)