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Der geplante "Merger of equals" eröffne beiden Möglichkeiten, die man alleine gar nicht habe, so Haider und Ruttenstorfer einhellig.

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Wien - Die Fusion des Öl- und Gas-Riesen OMV, der Nummer 1 in Mitteleuropa, mit dem führenden heimischen Stromerzeuger Verbund ist für die weitere Expansion im stark wachsenden CEE-Raum "eine einmalige Chance", betonten am Mittwoch die beiden Konzernchefs Wolfgang Ruttenstorfer und Hans Haider, die die "OMV Verbund AG" künftig gemeinsam leiten werden. Der geplante "Merger of equals" eröffnete beiden Möglichkeiten, die man alleine gar nicht habe, so Haider im gemeinsamen Pressegespräch. Es gehe darum, alles "vom Bohrloch bis zur Steckdose" abzudecken und ein ausgewogeneres Energieportfolio zu haben, sagte der OMV-Chef: "1 und 1 soll hier 3 sein. Wir glauben, dass wir damit Shareholder Value schaffen."

Vor allem im Gas-Bereich gebe es viel Fantasie. Die OMV gewinne eine neuen Großabnehmer, der Verbund könne seine geplante Forcierung von Gaskraftwerken vornehmen und habe für den Rohstoff den Lieferanten. Verbund und OMV könnten Öl, Gas und Strom aus einer Hand abdecken. Und, so Haider, "wir kommen damit in Europa in die nächste Liga mit Endesa, Repsol, Iberdrola und NorskHydro - und bereits in die Nähe einer RWE, unmittelbar unterhalb der ganz Großen".

Konzentration auf den Wachstumsgürtel

Konzentrieren will man sich primär auf den mitteleuropäischen Wachstumsgürtel, wie Haider betonte. In Westeuropa wachse der Stromverbrauch mit 1,6 Prozent im Jahr nur noch moderat, im CEE-Raum würden plus 2,6 Prozent p.a. erwartet. Im 1. Quartal d.J. habe der Verbund in Italien, Deutschland und Österreich rund 5 Prozent Zuwachs erzielt, sicher begünstigt durch den langen kalten Winter. Bei der Gas-Nachfrage sei der Zuwachs im CEE-Raum doppelt so hoch wie in Westeuropa, bei Öl sogar sechs Mal so hoch, sagte der Verbund-Chef: "Deshalb gehen wir dorthin, um am Wachstum zu partizipieren."

Für den OMV-Chef ist das Zusammenwachsen des Strom- und Gasmarktes das Hauptargument für eine Fusion der beiden Energiekonzerne. Gemeinsam sei man nicht nur stärker, vielmehr gebe es eine Reihe von Vorhaben, die man nur in dieser Ehe gemeinsam mit dem Verbund realisieren könne. Die OMV könne mehr Gas absetzen, und der Verbund seine Strategie in Richtung mehr Gas-Kraftwerke voll gehen in der gesamten Region, müsse dazu aber auch rückwärts integriert sein, "vom Bohrloch bis zur Stromproduktion". Seine Gas-Kraftwerks-Kapazität will der Verbund bis 2010 und teils darüber hinaus auf 8 TWh erhöhen, man habe ein Dutzend geplante Kraftwerke in der Pipeline, so Haider - in Österreich, Slowenien, Italien, Frankreich und auch eine 800-MW-Anlage in Rumänien, wo die OMV ihre Tochter Petrom hat. Diese Kraftwerke werden zum Teil mit Partnern realisiert.

Shareholder Value

Die Fusion schaffe einen Shareholder Value, weil OMV und Verbund zusammen viele Opportunitäten nützen könnten, die ihnen heute verschlossen seien, sagte Ruttenstorfer. Diese "Story" dahinter würden mit der Zeit auch die Analysten erkennen, meinte der OMV-Chef, die in den ersten beiden Tagen nach Bekanntwerden der Pläne recht verhalten reagiert hatten. Auch war der OMV-Aktienkurs am Montag und Dienstag um fast 12 Prozent gesunken. Heute, Mittwoch, legten die OMV-Titel bis 13.30 Uhr um 4,98 Prozent auf 52,49 Euro zu, die Verbund-Aktien stiegen um 5,23 Prozent auf 415,15 Euro - die für die nächsten Tage erwartete Eintragung des 1:10-Splitting ins Firmenbuch schon eingerechnet wären es 41,52 Euro.

"Auch die Märkte werden die Fusion positiv sehen", ist Ruttenstorfer überzeugt, räumt aber ein: "Das ist ein Zukunftsmodell, das noch nicht weit verbreitet ist." Öl-Analysten würden oft zu kurz denken und in ihrer Einschätzung etwa nicht viel mit Wasserkraftwerken anfangen können. Innerhalb eines Jahres, so viel Zeit wollen sich OMV und Verbund für ihre Fusion ungefähr Zeit geben, würden jedoch auch sie das erkennen können. Heute früh habe man jedenfalls bereits mit insgesamt 135 Analysten gesprochen. Er, Ruttenstorfer, werde sich zusammen mit Verbund-Finanzvorstand Michael Pistauer auf Roadshow begeben, Haider mit OMV-CFO David Davies.

In Österreich bringt es der Verbund im Gasbereich laut OMV-Chef derzeit auf mehr als 60 Prozent Marktanteil, im Tankstellen-Sektor weniger als ein Viertel. Der Verbund bestreitet im Inland 50 Prozent des Marktes, in der Übertragung sind es mehr als 90 Prozent. 100 Mio. Euro Synergien pro Jahr wollen OMV und Verbund durch die Fusion zumindest erschließen, marginal auf der Kostenseite, vor allem aber durch die gemeinsame Nutzung der Strom-Gas-Möglichkeiten.

Den Strom-Verbrauchern konnte Verbund-Chef Haider am Mittwoch auf eine entsprechende Frage keine Verbilligung in Aussicht stellen: "Wir bewegen uns in einem europäischen Markt. Unsere Aktionäre würden uns steinigen, wenn wir unsere Ware verschenken." Allerdings sei man künftig "sicher der günstigste Stromerzeuger", und "auch bei Gas werden wir der kostengünstigste Erzeuger sein können." (APA)