Wien/Salzburg - Als eine der wenigen ÄrztInnen weltweit behandeln Salzburger GynäkologInnen und Strahlenmediziner Patientinnen, bei denen der Tumor unter Erhaltung der Brust entfernt wird, noch während des Eingriffs mit einer zusätzlichen Strahlentherapie. "Wir haben seit 1998 rund 800 derartige Patientinnen intraoperativ bestrahlt. In keinem einzigen Fall kam es zu einem Lokalrezidiv (erneutes Auftreten eines Karzinoms, Anm.)", erklärte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien der Vorstand der Universitätsklinik für Spezielle Gynäkologie in Salzburg, Univ.-Prof. Dr. Christian Menzel.

peration und Bestrahlung

Die vorläufigen Ergebnisse der Arbeiten in Salzburg werden neben vielen anderen Themen beim Jahreskongress der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) vom 14. bis 17. Juni in Linz diskutiert. Die Grundproblematik laut dem Experten: "Wir erreichen in Österreich eine Brusterhaltungsrate (bei Operationen wegen eines Mammakarzinoms, Anm.) von 80 Prozent. Mit Früherkennung, optimaler Operation und Bestrahlung können wir die Frauen heilen. Doch auch wenn wir den Tumor mit einem 'Randsaum' von einem Zentimeter im gesunden Gewebe entfernen, bleiben bei 50 Prozent der Patientinnen Tumorzellen übrig."

Intraoperativ

Diese Karzinomzellen können zum Wiederauftreten der Erkrankung im Bereich des entfernten Ersttumors führen, sind aber auch wegen der möglichen Metastasenbildung gefährlich. Hier setzt die Technik der intraoperativen Bestrahlung der Patientinnen an: Unmittelbar nach der Entfernung des Karzinoms wird das umgebende Gewebe gerafft. Noch bei offener Operationswunde wird es dann mit einem Elektronenbeschleuniger kurzzeitig bestrahlt, was eventuell verbliebene Tumorzellen killen soll. Die Technik wird in Europa außer in Salzburg derzeit vor allem von dem in Fachkreisen weltbekannten italienischen Onkologen Umberto Veronesi (Mailand) verwendet.

Kein Rückfall

Die Resultate in Salzburg sind bisher ausgesprochen gut. "Bei einer Beobachtungszeit von mehr als drei Jahren haben wir ein beachtliches Ergebnis erzielt", sagte Menzel. Bei keiner einzigen Patientin sei es zu einem Rückfall gekommen. Man hätte aber unter den rund 800 Frauen mit Brustkrebs eine solche Komplikation bei rund sieben Prozent erwarten müssen.

"Punktgenau bekämpfen"

Auch in anderer Hinsicht gibt es wesentliche Erfolge der GynäkologInnen in der Behandlung von Brustkrebs. Immerhin erkranken in Österreich pro Jahr rund 4.800 Patientinnen neu. Die Zahl der jährlichen Todesopfer durch die Krankheit liegt bei etwa 1.600. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Salzer, Vorstand der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Wiener Wilhelminenspital: "Bis in die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hat man super-radikal operiert. In den neunziger Jahren erhielt jede Patientin eine Chemotherapie. Seit dem Jahr 2000 geht es darum, die Karzinome punktgenau zu bekämpfen."

Dazu dienen monoklonale Antikörper, welche gezielt an entscheidenden Stellen der Tumorbildung ansetzen. Am bekanntesten ist hier das Medikament Herceptin, ein monoklonaler Antikörper, der für etwa 25 Prozent der Brustkrebspatientinnen in Frage kommt. Neueste Studien haben gezeigt, dass diese Therapie auch bei Patientinnen im Frühstadium der Erkrankung (noch keine Metastasen) die Rückfallsrate und die Mortalität um rund 50 Prozent senkt. Salzer: "Das ist sensationell. Das Medikament ist eine Standardtherapie geworden. Auch wenn es teuer ist, darf es keiner Patientin, die dafür in Frage kommt, vorenthalten werden." (APA)