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Westenthaler ist "back" und reich genug, um kostenlos den Spitzenkandidaten für das BZÖ zu machen.

foto: ap/zak
Wien - Der Mann hört sich gerne reden, aber das kann man ihm auch nicht verdenken nach dreieinhalb Jahren ohne großen öffentlichen Auftritt. Damals, nach Knittelfeld, sagte Peter Westenthaler "Adieu", jetzt im Hotel de France, ist es passenderweise ein "Bonjour".

Er weiß, dass ihn nicht alle willkommen heißen werden auf der politischen Bühne. Auch sein einstiger und auch jetziger Mentor Jörg Haider, mit dem sich Westenthaler in den letzten Wochen wieder versöhnt hat, weiß das: Dass Bundeskanzler Wolfgang Schüssel gleich präventiv eine Regierungsumbildung ausgeschlossen hat, sei doch ein "charmantes Kompliment". Im Übrigen wäre das eine "schwarze Intrige"gewesen.

Westenthaler wolle ja gar keinen Sitz in der Regierung, zumindest im Moment nicht, bekunden alle nach dem einstimmigen Beschluss, den ehemaligen FPÖ-Klubobmann zum Spitzenkandidaten der Nationalratswahl und bei nächster Gelegenheit auch zum Obmann des BZÖ zu machen.

Wovon er leben will, bis er allenfalls nach der Nationalratswahl ein Mandat oder gar einen Regierungssitz erhält? Westenthaler bekundet auf diese Frage des STANDARD, keine Sorgen zu haben - auch wenn er weder von Magna eine Abfertigung noch vom BZÖ ein Einkommen beziehen werde. Noch-Parteichef Jörg Haider tröstete: "Rein vom Biologischen her sind wir in der Lage, die nötigen Nahrungsmitteltransporte mit Kärntner Köstlichkeiten sicherzustellen."

Westenthaler selber sagte, er lebe von der breiten Zustimmung der Wähler. Und mit der rechnet er ziemlich fix: Zwei bis drei Grundmandate könnten für das BZÖ drinnen sein, aber "Sie alle wissen, dass das eine schwierige G'schicht wird", sagte er nach seiner Pressekonferenz.

Natürlich werde es um Geld gehen - schließlich rechne man mit dem teuersten Wahlkampf überhaupt, in dem selbst den Grünen ein Budget von sieben bis acht Millionen Euro zugetraut werde. Für das BZÖ wurden fünf Millionen Wahlkampfmittel kolportiert - ein Betrag, den Westenthaler weder bestätigen noch dementieren will. Darauf angesprochen, ob die verfügbaren Mittel vielleicht nur einen Bruchteil des genannten Betrags darstellen würden, sagte er: "Mit einem Bruchteil von fünf Millionen Euro wird es schwierig."Doch seien Profis von früher - gemeint ist das Team um Gernot Rumpold - bei diesem Wahlkampf fix dabei. Und ein bisschen was konnte man schon sehen: Die Parteifarbe Orange war an den Rand gedrängt, die Botschaft wie in guten alten Zeiten in blau gehalten: "Comeback für Österreich".

Und auch inhaltlich will Westenthaler an die erfolgreichen Zeiten anknüpfen. Da hatte das Motto "Österreich zuerst"(offizieller Titel des Ausländer-Volksbegehrens) gelautet. Genau darum gehe es auch heute.

In den ersten Jahren der damals freiheitlichen Regierungsbeteiligung (2000 bis 2002 war Westenthaler bekanntlich freiheitlicher Klubchef) habe es sehr wohl funktioniert, die Zuwandererquote zu senken und es sei auch seine persönliche Initiative gewesen, dass der Integrationsvertrag eingeführt wurde. Jetzt sei es an der Zeit, dessen Wirkung zu evaluieren.

FPÖ im rechten Eck

Da könne er mit dem BZÖ besser und konstruktiver darauf schauen als die FPÖ, die unter Heinz-Christian Strache zur Bedeutungslosigkeit und gleichzeitig ins rechte Eck gedriftet sei. So wolle er die "Wiedervereinigung im Wählerspektrum"bewerkstelligen. Jedenfalls spreche er (unter Verwendung eines Kreisky-Zitats von 1970) die Einladung aus, ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen.

Von Haider und Vizekanzler Hubert Gorbach wurde der neue Spitzenmann bei der Vorstellungs-Pressekonferenz überschwänglich gelobt. Haider pries das "reiche Maß an politischer Erfahrung"des neuen Chefkoordinators des BZÖ in der Koalition. Wie er diese Erfahrung einbringen will, wenn er selbst nicht in der Regierung sitzt, ist noch nicht wirklich heraußen. Denkbar wäre, dass Westenthalter gemeinsam mit dem amtierenden Vizekanzler Hubert Gorbach die Arbeitsfrühstücke beim Bundeskanzler wahrnehmen wird. Das müsse aber erst mit dem Koalitionspartner abgesprochen werden, mit dem Westenthaler gute persönliche Kontakte wieder aufleben lassen möchte, ohne dabei mögliche Konflitkte zu überspielen.

Gorbach tat so, als passe ihm das gut ins Konzept: "Ich freue mich wirklich optimal." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.5.2006)