"Wir glauben, dass mehr Geld ins System kommen muss", zeigte sich Brettenthaler überzeugt. Die von der Wirtschaft geforderten weiteren Rationalisierungsmaßnahmen seien nicht mehr machbar. Eigene Vorschläge zur Finanzierung will die Ärztekammer jedoch nicht machen, weil sie dafür regelmäßig mit "Liebesentzug" seitens der Politik bestraft werde, wie der geschäftsführende Obmann der niedergelassenen Ärzte, Günther Wawrowsky, meinte.
"Geht den Bach runter"
Mit der derzeitigen Situation ist Wawrowsky jedenfalls hörbar unzufrieden ("Das geht den Bach runter"). Er beklagt die zunehmende Ausdünnung der medizinischen Versorgung durch die niedergelassenen Ärzte. So würden bestimmte Behandlungen durch Quotenregelungen beschränkt. Beispielsweise dürfe ein Gynäkologe nur bei zehn Prozent seiner Patientinnen eine Ultraschalluntersuchung der Vagina durchführen, obwohl diese Untersuchung mittlerweile eine Routinemaßnahme sei. Wer zusätzliche Untersuchungen durchführe, der bekomme die Behandlung von der Kasse nicht bezahlt.
Dies führt laut Harald Mayer, Kurienobmann der angestellten Ärzte, dazu, dass derartige "quotierte" Untersuchungen zunehmend in den Spitalsambulanzen durchgeführt werden, anstatt bei niedergelassenen Ärzten. Für die Krankenkassen werde das System damit zwar billiger, insgesamt komme es aber nur zu einem "Hin- und Herschieben von Defiziten" zwischen den Kassen (die die Ärzte bezahlen) und den Spitalserhaltern (vor allem Länder und Gemeinden), kritisiert Mayer.