Der lange Schatten der 70er Jahre: Luigi Lo Cascio in Marco Bellocchios 'Buongiorno, notte – Am frühen Morgen der Nacht'

Foto: Votivkino

Wien - Neues Kino aus Italien präsentiert die italienische Filmwoche, die heuer von 8. bis 15. Juni bereits zum vierten Mal in Wien stattfindet. "Nuovo Cinema Italia" zeigt im Votiv Kino sieben aktuelle Spielfilme jüngerer Regisseure in Originalversion mit deutschen Untertiteln. Eröffnet wird am 8. Juni mit "Lavorare con lentezza" (Langsam arbeiten) in Anwesenheit des Regisseurs Guido Chiesa.

Venedig-Starter

"Lavorare con lentezza", der bereits 2004 bei den Filmfestspielen in Venedig gezeigt wurde, spielt im Bologna des Jahres 1976 zur Zeit der Studentenproteste. Der Film beleuchtet die 70er-Jahre ohne Nostalgie, sondern vielmehr mit einem ironischen Blick auf die Vergangenheit. Squalo und Pelo, zwei junge Männer aus einfachen Verhältnissen, treffen zufällig eines Nachts auf die Aktivisten von "Radio Alice", legendäres Sprachrohr der Studentenbewegung und erstes alternatives Radio Europas. Fortan wird die Wohnung, von der aus "Alice" auf Sendung geht, zu ihrem zweiten Wohnzimmer und sie selbst zu Radiomachern. Im Mittelpunkt des Films steht die Freiheit als Utopie, die wenig später unter dem Druck der bleiernen Zeit zu Grunde ging.

Weiters auf dem Programm stehen "Buongiorno, notte - Am frühen Morgen der Nacht" von Marco Bellocchio (10. und 12. Juni), der 2003 mit dem europäischen Kritikerpreis ausgezeichnet wurde. Auch dieser Film beschäftigt sich mit der italienischen Realität der 70er-Jahre: Chiara ist Mitglied der "Roten Brigaden" und an der Entführung Aldo Moros, des Vorsitzenden der Democrazia Cristiana, beteiligt.

Am 11. und 13. Juni wird Paolo Virzìs "Caterina va in città - Caterina zieht in die Stadt" gezeigt, "Certi bambini - Kinder von Neapel" von Andrea und Antonio Frazzi begibt sich auf die Spuren eines elfjährigen Kriminellen (9. und 14. Juni).

"Cuore sacro - Das Zimmer" (13. und 15. Juni) handelt von einer erfolgreichen Geschäftsfrau, die nach dem Tod ihrer Mutter beschließt, ihr Leben radikal zu ändern. Regie führte Ferzan Ozpetek.

Weiters zu sehen ist der 2005 entstandene Film "La febbre - Fieber" von Alessandro D'Alatri (10. und 12. Juni) sowie Francesca Comencinis "Mi piace lavorare - Ich liebe meine Arbeit" (9. und 14. Juni), der sich mit dem beruflichen Drama einer allein erziehenden Mutter auseinander setzt. (APA)