"Wie im Obersten Sowjet"
Franz Kössler ("Weltjournal"), lange ORF-Korrespondent in Moskau, fühlt sich da an Veranstaltungen erinnert "wie in der Sowjetunion", berichten Sitzungsteilnehmer. "Wie im Obersten Sowjet", hörten andere. Lindner sieht das anders und sagt: "Wir vertragen Kritik, wir sind ja nicht die Reichsparteileitung."
Kössler hat als einer der ersten die Initiative www.sos-orf.at für eine unabhängigere, qualitätsvollere Anstalt unterzeichnet. Doch er will sich nicht von Lindner vorwerfen lassen, er habe seine Kritik nicht erst intern geäußert. Seit Monaten bekomme er keinen Termin bei der Generalin.
Diese Kritik Lindners lässt auch Armin Wolf ("ZiB 2") nicht auf sich sitzen: Am Vortag der Verleihung habe er TV-Chefredakteur Werner Mück gesagt, was er in seiner Aufsehen erregenden Dankesrede für den Hochner-Preis so vorhat. Auf Mück bezog sich ein Gutteil seines Protests. Mück meldete sich übrigens am Dienstag bei der Veranstaltung im ORF nicht zu Wort.
"ZiB"-Themen stehen ab 10.30 Uhr
Warum die "ZiB" so kritisiert wird, brachte deren Innenpolitikchef Hans Bürger vor: TV-Chefredakteur lege gegen 9.45 Uhr schon 95 Prozent der Themen der "ZiB 1" um 19.30 Uhr fest.
TV-Betriebsrat Joe Lesnik erinnerte Lindner an die dramatische Unzufriedenheit der ORF-Mitarbeiter laut seiner Umfrage aus 2004, die er ihr (ohne Erfolg) präsentiert hat.
Lindner appelliert an Solidarität
Lindner appellierte in der Sitzung wiederholt an die Solidarität der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Vorwürfen wich sie tunlichst aus, sagen Teilnehmer.
Die Aussprache zum Konflikt in der TV-Information verschob der ORF nun von Freitag auf 19. Juni, übertragen im internen Fernsehkanal. Dabei sind Lindner, die Direktoren Draxler und Scolik, Stiftungsratschef Klaus Pekarek sowie ein Vertreter des Publikumsrates. Für die Kritiker: "ZiB"-Redakteurssprecherin Danielle Spera, TV-Betriebsrat Joe Lesnik und Peter Huemer von SOS ORF.
Nicht fehlen soll auch Meinungsforscher Rudolf Bretschneider, der dem ORF in seinem "Monitoring" im Auftrag des Küniglbergs Jahr für Jahr hohe Qualität attestiert.
Bretschneider dürfte auch Lindners innovatives Vorhaben zur Verbesserung des ORF umsetzen: Ihren Führungskräften kündigte sie eine Analyse der Publikumswünsche an den ORF an. Und ein groß angelegtes Symposium zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk.