Die E-Mail hatte einen gereizten Unterton. Die hinterlegten persönlichen Daten seien falsch oder unvollständig, wird mitgeteilt. Deshalb möge sich der Kunde gleich einloggen und prüfen, ob alles in Ordnung ist. Wer in erster Panik vor Konsequenzen die mitgelieferte Internetadresse anklickte, landete nicht beim Online-Bezahldienst, sondern auf einer ähnlich gestalteten Homepage, die gezielt im Internet platziert wurde, um nach Informationen wie Kreditkartennummern oder Passwörtern zu fischen. Phishing heißt die Disziplin, mit der sich Betrüger ihre Taschen füllen möchten. Die Versuche laufen rituell ab: Mit fadenscheinigen Argumenten in gefälschter Elektropost wollen Abkassierer an Daten, die Missbrauch ermöglichen.

Österreich ist dabei natürlich kein weißer Fleck auf der Betrugslandkarte. Rund 40 Prozent der User hätten bereits eine einschlägige Nachricht erhalten, ermittelte das Grazer eBusiness Competence Center evolaris in einer neuen Phishing-Studie. Beunruhigender aber ist, dass 43 Prozent der Online-Banking-User z. B. nicht wissen, worum es bei dem Thema geht. "Eine hohe Zahl, wenn man bedenkt, was passieren kann", wundert sich Otto Petrovic, Vorstandsvorsitzender des Kompetenzzentrums. "Aber Online-Banking ist heute für viele alltäglich, die sich wenig mit der Technik beschäftigen und das Risiko nicht erkennen."

Auffallend dubios

Männliche Kunden sind dabei besser informiert als weibliche. Aber die Angreifer sind selbst dann erfolgreich, wenn die Nachrichten auffällige Rechtschreibfehler und dubiose Inhalte enthalten, die seriöse Unternehmen nie versenden würden. Petrovic: "Das Medium E-Mail verleitet generell zur Gedankenlosigkeit, weil es schnell ist und nichts kostet. Man überfliegt Inhalte, klickt etwas an, löscht - so wird auch schnell die Zugangskennung übermittelt."

Doch die User fühlen sich offenbar ziemlich sicher. Nur etwas mehr als ein Drittel der Befragten erkennt die Gefahr, dadurch Schaden zu erleiden. Nahezu keiner der Befragten gab an, negative Erfahrungen gemacht zu haben.

Wenig Freude herrscht mit der offiziellen Kommunikation: Nur ein Viertel der Online-Banking-User sind mit den Phishing-Informationen ihres Geldinstitutes sehr zufrieden. Schlusslicht ist laut Studie die PSK, die Pole Position gehört Raiffeisen.

"Es sollte mehr Aufklärung seitens der Banken geben", fordert Petrovic. "Vor allem in psychologischer Hinsicht. Die User müssen klar verstehen, dass es sich um eine große Bedrohung handelt, die aber leicht in den Griff zu bekommen ist: Indem man auf fragwürdige Mails nicht reagiert und diese entsorgt." (Christian Prenger/DER STANDARD Printausgabe, 7. Juni 2006)