Öl fand man nicht im niederbayerischen Landkreis Rottal am Inn, aber die dampfenden Thermalquellen zählen mit bis zu 70 °C zu den heißesten überhaupt. Angenehme Randerscheinung: Der Eintrittspreis für die Thermen stieg seit den 70ern keineswegs so stark wie der Ölpreis.

TV Ostbayern
Jetzt wird die Tourismus-Einbahn umgedreht: Österreicher nach Deutschland! Gleich nach der Grenze zum Beispiel, keine 40 km von Passau entfernt, liegt das Bäderdreieck Bad Füssingen - Bad Griesbach - Bad Birnbach. Sehr niederbayrisch, sehr brav, ein ruhiger Zipfel Deutschlands - zu ruhig, was die arbeitsmäßige Entwicklung betraf, weshalb man, nachdem man in Bad Füssingen statt Erdöl Thermalwasser fand, schon vor einigen Jahrzehnten ein Heilbad erbaute, dem Bad Griesbach - auf einem Hügel abseits der Ortschaft - und Bad Birnbach, innerhalb des Ortes, folgten.

Für diese drei Bäder gab es den Spruch: In Bad Griesbach: die Kasse; in Bad Füssigen: die Masse; in Bad Birnbach: die Klasse. Nicht mehr aktuell, da die Kasse in Deutschland heute aus- und der Kranke daher oft wegfällt. So musste man sich spezielle Wellnessangebote einfallen lassen.

Bad Birnbach nennt sich zum Beispiel "Das ländliche Bad", was angenehmerweise nicht als rustikal verstanden werden will, sondern als kleineres, persönlicheres, mit dem Ort und den Einwohnern verbundenes Wellnessresort, wobei "kleiner" natürlich relativ ist. Verglichen mit österreichischen Anlagen ist dort vieles riesig, vor allem der Park, in den die Gebäude und Pools gebettet sind, und der in weite Aulandschaften übergeht. Dort kann man wunderbar eben dahinradeln oder reiten.

Dieses Termalbad (kein Schreibfehler, man wollte damit italienisches Flair ausdrücken - etwa mit Arkadengängen, die die Therme, Pardon, Terme mit der Ortschaft verbinden) gliedert sich in drei verbundene Gebäude mit dreißig Pools. Im Erholungsbad wird in- und outdoor gekneippt und geschwommen, auch zur kalten Jahreszeit (wie jetzt) wohlig, dank beheizter Wege und Becken von 28 bis 40° C. Wasserkaskaden und demnächst ein Bach, der einen durch Landschaft, Klanggrotten und Lichthöhlen treiben wird, machen den Besucher wetterunabhängig - wobei auch die Umgebung einiges zu bieten hätte: Passau, das mittelalterliche Burghausen und das größte Golf-Resort Europas etwa.

Modernes Tröpferlbad

Im "Gesundgarten" wird geknetet und geklopft, bewegt und gedehnt (das Thermalwasser hier ist ja besonders gut für Knochen und Gelenke), alle möglichen Packungen werden verabreicht. Im "Vitarium" hingegen kann man auf dutzende verschiedenen Arten schwitzen und ruhen. Eine Besonderheit ist hier das Prießnitzbad, das dem Kneippen ein wenig Konkurrenz machen möchte und in dem nach 20 Minuten dampfend kalter Regen und Schnee von der Decke sprüht.

Wohltuend sind auch die Preise für die verschiedensten Anwendungen, die bis zu Schokoladebad, Enzym-Peeling in der Hamam-Kammer und allen möglichen Packungen und Massagen (wie der traumhaft entspannenden Heiße-Stein-Massage) reichen: mindestens ein Drittel billiger als bei uns. Auch das Buffet übrigens, das man hier zu Lande wahrscheinlich bereits als Restaurant bezeichnen würde.

Gewohnt wird entweder in den zwei durch "Bademantelzugang" erreichbaren Hotels oder rundum in kleineren Gasthöfen und Pensionen, die meist in Vierkanthofart gebaut sind, noch ein wenig den Charme der 70er ausstrahlen, aber durchaus solide und nett sind. Greift man auf eines der Pauschalangebote der Kurverwaltung zurück, darf man mit Preisen ab 319 € pro Person im Doppelzimmer des Apparthotel Sonnenhof für fünf Übernachtungen mit Halbpension und einem Wellness-Basispaket rechnen. (Der Standard, Printausgabe 10./11.6.2006)