Der genaue Umfang und Zeitraum der zur Sicherheit des US-Präsidenten eingerichteten Zone stehen zwar noch nicht fest, die Vorbereitungen laufen aber bereits auf Hochtouren. Vertreter der Polizeispezialeinheit Cobra statteten den verschiedenen Kulturinstitutionen an der Augustinerstraße und dem Michaelerplatz bereits ihren Besuch ab, die meisten Museen und sonstigen Einrichtungen in diesem Bereich sind demnach den gesamten Mittwoch zu, berichteten mehrere Häuser. Damit zeichnet sich schon das Gebiet ab, das möglicherweise von 20. Juni ab 18.00 Uhr bis 21. Juni um 23.00 Uhr gesperrt sein wird, wie von Seiten eines betroffenen Museums verlautete. Insgesamt wären damit nach derzeitigem Stand tausende Kunstinteressierte von den Platzverboten im ersten Bezirk betroffen.
Hofburg-Museen geschlossen
Geschlossen haben am 21. Juni auf jeden Fall die drei Hofburg-Museen, die von der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB) geführt werden - nämlich die Silberkammer, die Kaiserappartements sowie das Sisi-Museum. Laut einem Sprecher der SKB ist es bei diesen Einrichtungen der erste Schließtag dieser Art. Denn üblicherweise bleibt bei Staatsbesuchen die Zufahrt bzw. der Zugang vom Michaelerplatz offen. Beim Bush-Besuch werde jedoch auch dieser Bereich abgeriegelt.
Kein Studieren in der Nationalbibliothek
Laut Schönbrunn-Gesellschaft müssen die drei Museen durch die Sperre auf insgesamt rund 1.500 Besucher bzw. etwa 10.000 Euro an Einnahmen verzichten. Über eine mögliche Abgeltung des Betrages gebe es "interne Gespräche", hieß es. Keinen Versuch, einen möglichen entgangenen Verdienst wieder zu bekommen, unternimmt die Österreichische Nationalbibliothek. Diese muss insgesamt ebenfalls etwa 1.500 Besuchern den Zutritt zu den Lesesälen sowie den musealen Bereichen (wie dem Prunksaal) im Bereich der Hofburg versagen. Die Spanische Hofreitschule muss laut ihrer Sprecherin auf rund 1.200 Gäste verzichten, die üblicherweise der Morgenarbeit sowie den geführten Rundgängen beigewohnt hätten.
Albertina bleibt definitiv zu, Filmmuseum offen
In einer ähnlichen Größenordnung in Bezug auf die Besucherzahlen bewege sich die Albertina, teilte deren Sprecher mit. Die Albertina, die derzeit eine kulturhistorische Mozart-Schau des Da-Ponte-Instituts beheimatet, bleibt definitiv zu. Gerüchte, wonach die Frau des Präsidenten, Laura Bush, sich die Sammlung anschauen will, wurden weder bestätigt noch dementiert. Das Filmmuseum wird am 21. Juni geöffnet sein.
Theatermuseum voraussichtlich offen
Nicht betroffen von der Sperre ist hingegen das schräg gegenüber liegende Theatermuseum. "Wir haben aller Wahrscheinlichkeit nach offen", sagte dessen Sprecher, da die Seitengasse der Augustinerstraße auch von der Kärntnerstraße oder vom Graben her zugänglich ist. Und auch das Burgtheater unweit des Ballhausplatzes dürfte Glück haben, wie es hieß: "Wir erwarten keine Beeinträchtigungen."
KHM erhält Entschädigung vom Bund
Die geplante Sperrzone wird am 21. Juni auch den Betrieb von Teilen des Kunsthistorischen Museums (KHM) beeinträchtigen. "Wir sind sehr stark betroffen", sagte KHM-Direktor Wilfried Seipel. Fünf Museen des KHM werden den gesamten Tag über "nicht zugänglich sein", rund 2.000 Besucher weniger bedeuten zumindest entgangene Einnahmen in Höhe eines "vierstelligen Euro-Betrages", so Seipel. Der Schaden werde von der Republik abgegolten, die Kosten werden laut dem Direktor aus dem Budget der EU-Ratspräsidentschaft getragen.
Neben der Albertina, der Spanischen Hofreitschule und den Hofburg-Museen der Schönbrunn-Gesellschaft werden am 21. Juni die KHM-Häuser Lipizzaner-Museum, Schatzkammer, Ephesos-Museum, Hof-, Jagd- und Rüstkammer sowie die Sammlung alter Musikinstrumente geschlossen bleiben. Das Völkerkunde-Museum, das ebenfalls im Besitz des Kunsthistorischen Museums ist, wird derzeit umgebaut und ist daher nicht betroffen, ebenso wenig das Haupthaus, das gegenüber der Hofburg auf der anderen Seite der Ringstraße schon außerhalb der Sperrzone liegen dürfte.