Appell der Redakteursversammlung des Bereiches Fernsehen-Magazine/Talk an den ORF-Stiftungsrat im Wortlaut:

"Der ORF braucht dringend einen Neuanfang: inhaltlich, strukturell und personell. Wir teilen die Sorgen, die Armin Wolf, die KollegInnen der "Zeit im Bild" und die KollegInnen des Landestudios Salzburg um die politische Unabhängigkeit und die Zukunft des Unternehmens geäußert haben. Die Anliegen der SOS-ORF-Plattform unterstreichen in ihren zentralen Punkten unsere Forderung nach Sicherung und Ausbau der Unabhängigkeit sowie nach Eigenverantwortlichkeit der ORF-Journalisten. Wir verlangen ein klares Unternehmensleitbild und Perspektiven von Seiten der Geschäftsführung für die Fernseh-Information.

Die kritische Hintergrundberichterstattung- eine klassische Aufgabe des Magazinbereiches- ist durch Sparpakete und eine nachteilige Programmierung geschwächt worden. Wir verlangen eine angemessene finanzielle und personelle Ausstattung des Bereiches Magazine/Talk und den Mut zu zusätzlichen neuen Formaten.

Die im ORF-Gesetz vorgeschriebene Unabhängigkeit wird von der ORF-Geschäftsführung gegen Parteien- und Regierungseinfluss zu wenig verteidigt. Die in den letzten Monaten von ORF-MitarbeiterInnen erhobenen Vorwürfe gegen die Geschäftsführung und den Chefredakteur dürfen nicht als 'parteipolitische' Kampagne abgetan werden. Wir erwarten uns von der kommenden Geschäftsführung einen angemessenen Umgangston, der einer modernen Unternehmenskultur entspricht.

Wir brauchen eine Geschäftsführung, die aufgeschlossen, kompetent und unabhängig die Herausforderungen der Zukunft annimmt. Wir fordern daher ein faires und öffentlich nachvollziehbares Auswahlverfahren. Nach unserer Überzeugung braucht es ein neues Führungsteam mit erkennbarer Parteien- und Regierungsunabhängigkeit."