Was vor ungefähr fünfzehn Jahren mit dem Schlagwort Plattformstrategie begann, hat mittlerweile völlig neue Formen angenommen. Damals ging es darum, der japanischen Autoindustrie eigene Konzepte zur Verbesserung der Produktivität im Automobilbau entgegenzusetzen. Das hieß im Wesentlichen, dass sich unter dem Blech verschiedener Modellbaureihen oftmals identische Baugruppen befanden.

Da es ja so etwas wie eine Bodenplatte seit dem VW Käfer nicht mehr gibt, hat das Wort Plattform mehr symbolischen Charakter, außerdem wurden die Strategien immer weiter verfeinert. Zum Beispiel: Ein VW Jetta (Golf mit Stufenheck) besteht im Wesentlichen aus den gleichen Fahrwerkskomponenten wie der VW Golf. Er benötigt aber durch den Kofferraum einen eigenen Hilfsrahmen an der Hinterachse.

Griff in den Baukasten

Oder: Der neue VW Eos, der prinzipiell ebenfalls auf den Golf aufbaut, weist an der Hinterachse Teile aus dem größeren Passat auf, weil der Kofferraum mit dem versenkbaren Klappdach neue Voraussetzungen für die Konstrukteure geschaffen hat.

Einerseits geht es also darum, möglichst viele gleiche Teile zu verwenden, um die Stückzahlen hoch zu halten und so den Stückpreis niedrig. Andererseits ist oft Golf nicht gleich Golf, etwa wenn der eine 75 PS hat und der andere 200 oder noch mehr. Mit steigender Leistung wird immer öfter in den Baukasten gegriffen, um ein stärkeres Bauteil aus einer höherklassigen Baureihe zu verwenden, wo notwendig. Durch Computer-Simulation und -Logistik kann man Autos alleine durch geschickten Komponentenmix wirtschaftlicher herstellen. (rs, AUTOMOBIL, 15.6.2006)