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"Valos, valosn" heißt es im Kärntner-Lied. Alte Recken der Abwehrschlacht gegen zweisprachige Ortstafeln Kameradschaftsbund und Abwehrkämpferbund, versammelten sich am Sonntag zu einer Ortstafel-Kundgebung in der Südkärntner Gemeinde Eberndorf.

foto: apa/GERT EGGENBERGER

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Landeshauptmann Jörg Haider bei der Ortstafel-Kundgebung in Eberndorf.

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Klagenfurt - 1972, in Zeiten des Ortstafelsturms, waren es tausende gewesen. Diesmal fanden gerade einmal 500 zu Jörg Haiders Ortstafel-Kundgebung in die zweisprachige Südkärntner Gemeinde Eberndorf. Der angekündigte Großaufmarsch von Abwehrkämpfern, Kameradschaftsbündlern und Ulrichsberg-Kriegsveteranen blieb eher bescheiden. Und das, obwohl Abordnungen aus ganz Österreich herangekarrt werden mussten, um den alten Stiftshof einigermaßen zu füllen.

Ein Grüppchen mit Protest-Taferln hat neben den Fahnenträgern im maikäferfarbenen Kärntner-Anzug Aufstellung genommen. "Deutsch für unser Kinder in der Volksschule"(Grammatikfehler inbegriffen), stand da etwa zu lesen. Einer Gruppe von Kärntner Slowenen um den Eberndofer Gemeinderat der Enotna Lista Marco Haschej mit zweisprachigen Ortstafel-Logos auf ihren Leiberln wird der Eintritt verwehrt: "Verschwindet's. Geht's heim nach Laibach".

Der Kärntner Heimatdienst, ehemals Einpeitscher des Ortstafel-Sturms, der gemeinsam mit Slowenenverbänden die Grundlage für Kanzler Wolfgang Schüssels Verordnunsgentwurf verhandelt hatte, gilt hier als schnöder "Heimat-Verräter".

Gegen die Chefin

Der Eberndorfer Hausherr und SPÖ-Bürgermeister Josef Pfeiffer, stellt klar: "Wir wollen keine zweisprachigen Ortstafeln."Er werde sein "Hemd nicht wechseln", auch wenn seine Chefin Gaby Schaunig das anders sieht. Parteikollege und Landeshauptmannstellvertreter a. D. Rudolf Gallob, heute Obmann des Kameradschaftsbundes und der Ulrichsberggemeinschaft, stellt in seiner Grußadresse gleich überhaupt fundamentale Minderheiten-Rechte infrage: Ohne Volksabstimmung keine weiteren zweisprachigen Ortstafeln. Hier werde doch "territorialer Boden" markiert und deshalb sei es das Recht der Mehrheit, über die Minderheit abzu- stimmen. Im Publikum sitzt Parteifreund und Ex-Arbeiterkammer-Direktor Erwein Paska und nickt zustimmend, auch als Gallob, unter der Mittagssonne sichtlich ins Schwitzen gekommen, den Landeshauptmann Haider selbst überschwänglich begrüßt: "Und jetzt kommt der oberste Heerführer".

Der greift ebenfalls tief in die Argumentekiste der 70er-Jahre: "Es gibt nur eine Landessprache und die ist Deutsch."Haider kündigt schließlich den Start seiner Volksbefragung in den von Kanzler Schüssels Verordnungs-Entwurf betroffenen 18 Südkärntner Gemeinden ab heute, Montag, per Briefwahl an. Am 28. Juni soll dann das Ergebnis vorliegen. Dann erst will Haider weiterverhandeln: "Mein Standpunkt richtet sich nach der Befragung."Und auch der Bund könne sich dem Volkswillen nicht verweigern. An Bundespräsident Heinz Fischer richtet an Haider den Appell, sich einer ausverhandelten Verfassungsbestimmung nicht zu verweigern. Drei Varianten stehen auf den markierten Abstimmungskarten zur Auswahl: Zustimmung zum Schüssel-Entwurf, weniger als dessen 158 Ortstafeln plus Festschreiben in der Verfassung oder gar keine. Die anwesenden "Heimat"-Treuen dürften sich für die letzte Variante aussprechen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.6.2006)