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2005 sind rund 110.000 Menschen zum Wale-Schauen aufs Meer gefahren, Tendenz steigend.

Foto: REUTERS/Gilbert Le Gras
Basseterre/Canberra/Wien - Whale-Watching ist vor allem im Pazifischen Ozean zu einem wahren Boom im Tourismus geworden. Das macht ein Bericht des australischen Wirtschaftsforschungsinstituts Ecolarge beim 58. Treffen der international Whaling Commission IWC, das derzeit in Basseterre/St. Kitts stattfindet, deutlich. Allein zwischen 1998 und 2005 ist die Zahl der Whale-Watchers um 45 Prozent gestiegen. 2005 haben fast 110.000 Menschen die Meeressäuger beobachtet, berichtet das Pacific Magazine.

Bedeutender Industriezweig

Wie euphorisch die regionalen Fremdenverkehrsämter auf die Wale und auf die Naturfreunde reagieren, wird am Beispiel des Südsee-Königreichs Tonga deutlich: Die Ankunft der vorbeiziehenden Wale sorgte sogar in den überregionalen Medien für Schlagzeilen. Tatsächlich ist das Whale-Watching zu einem bedeutenden Industriezweig geworden, wie auch der australische Umweltminister Ian Campbell bestätigt.

"Ich habe das in unserem eigenen Land am besten gesehen", so der Minister, der gerade eine Reise durch die Inseln des Pazifik beendet hat. "Das Whale-Watching sorgt für Wohlstand, weil dadurch Arbeitsplätze geschaffen werden." Dies führe zu einer wirtschaftlichen Belebung. Gerade auf den Cook Inseln, auf Guam und in Französisch Polynesien sei dieser Tourismuszweig besonders kräftig gestiegen. In Papua Neuguinea, den Salomonen, Palau und Samoa gibt es erst seit kurzem Whale-Watching-Touren, die von den Touristen gut angenommen werden.

"Win-Win-Situation für alle"

"Whale-Watching ist eine Win-Win-Situation für alle, sowohl für die Menschen als auch für die Wale", erklärte Mick McIntyre, Asia-Pacific-Director der Umweltorganisation IFAW. "Das Beobachten der Meeressäuger ist die Alternative zum Walfang im 21. Jahrhundert - und das ist eine wirklich nachhaltige Nutzung zugunsten der Wale." Eine Umweltorganisation hat bereits im Vorfeld eingeräumt, dass jene Staaten, die "gesunde Umwelt und Natur" in ihren Prospekten anpreisen, aber bei der Abstimmung über die Entscheidung über die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs mit "Ja" gestimmt haben, schon mit Konsequenzen zu rechnen haben.

"Bei der Abstimmung in der IWC steckt eine große Menge Geld dahinter", erklärt Meeresökologin Antje Helms von Greenpeace-Österreich. Japan habe 29 von den 70 IWC-Mitgliedstaaten mit Entwicklungshilfegeldern "eingekauft". "Damit ist die Taktik, die Japan seit Jahren verfolgt, voll und ganz aufgegangen", so die Expertin. Greenpeace werde sich allerdings in zukünftigen Aktionen nicht gegen diese Länder richten, sondern gegen Japan. "Nach einer Gallup-Umfrage in Japan sind 77 Prozent der Japaner gegen einen Walfang in der Antarktis", so Helms. Zudem hatten nur 4,7 Prozent der Befragten angegeben Walfleisch zu essen.

Schlechte Argumente für wissenschaftlichen Walfang

Das Argument des wissenschaftlichen Walfangs sei denkbar schlecht, denn es entspreche nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht mehr der Realität sondern beruhe auf einen 60 Jahre alten Passus in der IWC-Satzung. "Dass Walfang und Whale-Watching nicht Hand in Hand gehen können, haben wir am Beispiel Island gesehen. Dort sind nach Beginn der Waljagd die Wale ausgeblieben", erklärt Helms abschließend. (pte/Red)