Die Idee einer globalisierten Wissensproduktion funktioniert: Allein an der Universität Wien laufen 119 EU-Projekte - Synergien des Wissens werden in allen Wissenschaftsfeldern genützt. Neu ist die interdisziplinäre Forschungsplattform "Life Science Governance" - erforscht wird der Einfluss der Life Sciences, etwa Genetik oder Biochemie, auf die Gesellschaft. In einem aktuellen EU-Projekt werden die Auswirkungen der Globalisierung auf die wissenschaftliche Genomik untersucht.

Über 50 Wissenschafter aus Ländern der ganzen Welt partizipieren an der völkerrechtlichen Forschungskooperation "Oxford Reports on International Law in Domestic Courts". Untersucht werden die Entscheidungen nationaler Gerichte, um einen Überblick über aktuelle völkerrechtliche Entwicklungen geben zu können. Publiziert wird die Fallsammlung von der Oxford University Press. "Das ist nicht nur akademischer Selbstzweck", meint August Reinisch, stellvertretender Vorstand des Wiener Instituts für Europarecht, Österreich-Koordinator und Gremiumsmitglied des Projekts.

Die Idee dahinter sei, "für den Rechtsanwender unmittelbar Brauchbares verfügbar zu haben". Finanziert wird die Sammlung durch Stipendien der einzelnen Unis, etwa in Amsterdam, Washington, Jerusalem oder Pretoria, und ehrenamtliches Engagement.

Mit einem anderen Forschungsbegriff, der abseits der Trennung zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung situiert werden muss, arbeiten die Kunstuniversitäten. "The public in question", ist ein umfassendes Projekt der Akademie der Bildenden Künste in Wien, an dem renommierte Denker und Praktiker Europas beteiligt sind.

Demokratie schaffen

In einem zweijährigen Seminar - offen für Studenten aller Disziplinen - werden monatlich Gäste zu Diskussionen geladen. "Wir begutachten die Idee des ,publics' von zwei Richtungen: Öffentlichkeit und Publikum", erklärt die belgische Polit-Theoretikerin Chantal Mouffe, die bereits an renommierten Universitäten wie Harvard, Princeton oder Westminster forschte. Die Frage sei, wie "ein demokratischer öffentlicher Raum geschaffen" werden könne und was "künstlerische Praktiken dazu beitragen können".

Nach einem Kolloquium im Mai 2007, wird ein Buch mit den Ergebnissen der Reflexion veröffentlicht werden. Studenten seien zwar nicht direkt daran beteiligt, doch das sei auch nicht das Ziel ihrer Teilnahme. "Es ginge viel mehr darum, dass Studenten ihre künstlerische und persönliche Praktik bereichern", erklärt Mouffe. (lou, siha/DER STANDARD Printausgabe, 21. Juni 2006)