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Kleinwaffen werden öffentlichkeitswirksam in Ruanda verbrannt: Etwa ein Drittel der UN-Länder haben nach der Unterzeichnung des Aktionsprogramms 2001 ihre Kleinwaffenlager abgebaut.

Foto: Reuters
Jährlich sterben Hunderttausende an Schussverletzungen durch Klein- und Leichtwaffen. Bei einer UNO-Konferenz in New York sollen nun Massnahmen diskutiert werden, wie der illegale Handel gestoppt werden kann und die Waffen nicht in die Hände von Bürgerkriegsparteien geraten.

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Kurz vor Beginn der Konferenz erhielt die UNO Rückendeckung von unerwarteter Seite: Michail Kalaschnikow, Erfinder der gleichnamigen Sturmgewehrs, unterstützte öffentlich striktere Handelskontrollen für Kleinwaffen. Und auch UNO-Generalsekretär Kofi Annan appellierte vor Beginn einer New Yorker Regierungs- und Expertenkonferenz, die Weiterverbreitung dieser Waffen schärfer zu kontrollieren. „Gemessen an dem Gemetzel, das sie anrichten, können Kleinwaffen in der Tat als Massenvernichtungswaffen bezeichnet werden“, erklärte Annan.

600 Millionen Stück

Bisher haben die UNO-Mitglieder keine effektive Strategie gegen die illegale Proliferation gefunden. Laut UNO-Schätzungen sterben in Kriegen bis zu 90 Prozent der Opfer an Verletzungen, die sie durch Klein- und Leichtwaffen erleiden. Außerhalb der Konfliktzonen zählen Experten pro Jahr rund 200.000 Todesfälle durch Schusswaffen.

Rund 600 Millionen Klein- und Leichtwaffen sind laut UNO im Umlauf. Der globale Handel mit diesen Waffen erreicht ein jährliches Volumen von vier Milliarden US-Dollar (3,2 Milliarden Euro) – ein Viertel der Transaktionen sind illegal. Bei einer UNO-Konferenz wurde 2001 ein Aktions-Programm gegen den illegalen Handel von Klein- und Leichtwaffen verabschiedet – auf der jetzigen Tagung wollen die Delegierten den Fortschritt untersuchen. Die Länder sollten konfiszierte Waffen zerstören, Depots gründlicher sichern sowie Importe und Exporte besser überwachen. „Diese Waffen sollen nicht in die falschen Hände fallen“, wie die UNO empfiehlt.

Doch seit Verabschiedung des Programms haben nur 50 Länder ihre Gesetze gegen den illegalen Handel verschärft. „Wir können noch lange nicht sagen, dass das Aktions-Programm Leben gerettet hätte oder dass es zu einer spürbaren Verringerung der illegalen Waffen geführt hätte“, schreiben die Konfliktexperten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Größter Schwachpunkt des Aktions-Programms: Es ist rechtlich nicht bindend. Zudem verhindern die leeren Kassen vieler Entwicklungsländer scharfe Kontrollen an ihren Grenzen. So vagabundieren Gewehre, Pistolen und Abschussrampen von einem Gemetzel zum nächsten. Dennoch: Mächtige UNO-Länder wie die USA wollen über das Aktions-Programm nicht hinausgehen.

Auch die wirtschaftlichen Schäden der Proliferation der Kleinwaffen schlagen voll durch. „Rund um die Welt, von den Gangs in Kolumbien bis zu den Rebellen in Uganda, töten und sterben insbesondere junge Männer“, sagt Keith Krause, Direktor der Genfer Publikation Small Arms Survey. Die jungen Männer zwischen 15 und 19 Jahren gehörten zu den produktivsten Mitgliedern der Gesellschaften. (DER STANDARD, Printausgabe, 27.6.2005)