Andrea Dee

Immerhin 10.000 Besucher kamen im Vorjahr nach Ruanda, um die seit dem Film "Gorillas im Nebel"weltbekannten Berggorillas zu sehen - noch 2004 waren es "nur"8500. Auch immer mehr Österreicher erfüllen sich den Traum, diese faszinierenden Menschenaffen hautnah zu erleben. Für den afrikanischen Staat Ruanda sind die Gorilla-Familien mittlerweile zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden - von offizieller Seite bemüht man sich aber nicht nur deshalb darum, das Wohlergehen der Berggorillas sicherzustellen.

Für die Einreise nach Ruanda ist ein Visum nötig, Österreicher müssen sich dazu an die Botschaft in Berlin wenden. Botschafter Eugène Richard Gasana hat für die Begegnung mit den großen Menschenaffen Tipps parat: "Gorillas sind hochsensible Tiere, deshalb gelten entsprechende Regeln: Essen und Trinken vor den Gorillas ist tabu, laute Geräusche und Blitzlicht auch. Außerdem sollte man sich langsam bewegen und die Gorillas nicht berühren. Gerade junge Gorillas sind sehr neugierig. Sollten sie sich zu sehr für die Besucher interessieren, könnte der Chef der Gruppe das als Angriff werten und gegen die Menschen vorgehen. Die Besucher tragen also eine große Verantwortung."

Ansteckungsgefahr

Den nötigen Abstand zu halten, ist auch im Interesse der Gorillas wichtig: Wie eine Studie zeigte, haben durch den Menschen übertragene Atemwegserkrankungen bereits zu Todesfällen geführt - wer die Gorillas besucht, muss vollständig gesund sein.

Für den Gorilla-Besuch gelten nicht nur strenge Regeln, man bemüht sich darüber hinaus, das internationale Interesse an der Erhaltung der Tiere zu fördern. Botschafter Gasana: "Die Regierung von Ruanda sowie die Bevölkerung sind bemüht, den Berggorillas zu internationaler Würde zu verhelfen, sei es durch kunsthandwerkliche Darstellungen oder durch Briefmarken mit dem Gorilla als Motiv. So wird der Gorilla in die Welt getragen. Außerdem tauft das Office Rwandaise du Tourisme et des Parcs Nationaux (ORTPN) jedes Jahr die Gorilla-Babys im Rahmen einer offiziellen Zeremonie. Die Menschen tanzen und singen, als ob ein Familienmitglied getauft würde. Aber letztendlich gehören die Gorillas ja zur Familie und werden dementsprechend behandelt. Wir können es auch an den Zahlen sehen: Der Bestand hat sich seit dem Genozid um 14 Prozent erhöht. Zurzeit leben also etwa 650 Berggorillas."

Und wie schätzt man in Ruanda die Chancen ein, dass Berggorillas auch in Zukunft überleben können? Botschafter Gasana: "Die Chancen stehen sehr, sehr gut. Die Regierung unterstützt Forschungsgruppen und NGOs, die sich um die Berggorillas kümmern. Es werden Naturschutzgebiete und Reservate trotz der zunehmenden Bevölkerung eingerichtet."

Die Naturschätze Ruandas sollen dazu beitragen, ebendieser Bevölkerung zu einer besseren Zukunft zu verhelfen. Gasana: "Der Tourismus allgemein hat große Bedeutung für das Land. Und Ruanda hat auch neben den Gorillas sehr viel zu bieten."