Nach sechs Jahren Immorent-Management machte sich Christian Farnleitner nun selbstständig. "Ich bin in der glücklichen Situation, gleich mit einem umfangreichen Projekt starten zu können", erklärt der nunmehrige Consulter.

Foto: CF consult
Seit wenigen Wochen steht der bisherige Immorent-Manager Christian Farnleitner auf eigenen Beinen. Warum er von einem der größten Projektentwickler des Landes auf Consulter umsattelte und was an Tiflis so reizvoll ist, erklärt er im Gespräch mit Gerhard Rodler.

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STANDARD: Bis vor wenigen Wochen waren Sie als Leiter des Immorent-Kompetenzzentrums einer der größten Bauträger und Immobilienentwickler des Landes. Seither ist es medial um Sie etwas still geworden. Was war der Grund für dieses plötzliche Abtauchen?

Christian Farnleitner: Das war kein plötzliches Abtauchen, sondern ein seit Längerem überlegter Schritt, der mir nach sechs erfolgreichen und sehr schönen Jahren in der Immorent gar nicht leicht gefallen ist. Doch ich wollte mich endlich auf eigene wirtschaftliche Beine stellen, und das hat sich jetzt eben sehr gut ergeben. In der Zwischenzeit habe ich mich als Immobilienberater selbstständig gemacht - also keine Rede vom Rückzug ins Privatleben, das Gegenteil ist der Fall.

STANDARD: Consulter ist für mich eher die Berufsumschreibung für Leute, die keinen besseren Job haben.

Farnleitner: Das mag da und dort schon stimmen, aber ich hatte ja einen sehr attraktiven Job. Ich habe den Eindruck, dass der Vorstand der Immorent nicht sehr glücklich über mein Ausscheiden aus dem Unternehmen war. Immerhin habe ich während meiner Tätigkeit den Ertrag in meinem Verantwortungsbereich von rund 1 Million Euro auf knapp 16 Millionen vervielfacht und die Projektentwicklung als strategisches Geschäftsfeld einer Leasinggesellschaft etabliert. Die Immorent war ein toller Arbeitgeber und mein Team fehlt mir schon jetzt. Aber ich wollte noch einmal einen nächsten Schritt setzen . . .

STANDARD: . . . der Sie jetzt zu einem weiteren der unzähligen Consulter in der Branche macht?

Farnleitner: Das sehe ich nicht so. Ich biete etwas an, was es in dieser Form in Österreich derzeit noch nicht gegeben hat, nämlich die unabhängige Beratung von Investoren bei Immobilienprojekten und Projektentwicklungen. Immobilienfonds und Immobilien-Aktiengesellschaften müssen ja immer frühzeitiger in Projekte einsteigen, denn bei bereits errichteten und voll verwerteten Objekten werden die Renditen immer mickriger.

STANDARD: So eine Beratung bieten aber viele an.

Farnleitner: Aber alle anderen haben auch Eigeninteressen wie Finanzierungen, Baugeschäfte, oder sie sind sogar potenzielle Mitbewerber. Das ist der essenzielle Unterschied.

STANDARD: Mit welchem Projekt treten Sie nun an?

Farnleitner: Ich bin in der glücklichen Situation, gleich mit einem umfangreichen Projekt starten zu können. Im Auftrag einer Schweizer und US-amerikanischen Investorengruppe entwickle ich derzeit ein 44 Hektar großes Grundstück in der Hauptstadt von Georgien, in Tiflis. Das ist ein 700-Millionen-Dollar-Projekt, bestehend aus Wohnungen, Bürohäusern, Geschäftsflächen und Hotels. Im Endausbau wird das eine Stadt in der Stadt sein.

STANDARD: Georgien ist nicht gerade ein Immobilienmekka.

Farnleitner: Das war Kroatien vor acht Jahren auch nicht, heute ist das ein begehrter Markt. Wer in einen neuen Markt frühzeitig investiert, dem winken in der Regel auch die höchsten Verdienstchancen. Ich nehme an, das wird auch in Georgien so sein.

STANDARD: Wann geht Ihr Projekt in Tiflis los?

Farnleitner: Mitte Juli reichen wir die Baugenehmigung für die Wohnungen ein, im November folgt dann die Einreichung für ein 12.000 Quadratmeter großes Bürogebäude. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1./2.7.2006)