Gemeinderätin Schiff kritisiert die mangelnde Geschlechter- gerechtigkeit bei der Vergabe von Ehrungen der Stadt Salzburg.
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Salzburg - Die Landeshauptstadt Salzburg ehrt jedes Jahr als äußeres Zeichen der Anerkennung Menschen, die in Beziehung zur Stadt Salzburg stehen, oder sich auf dem Gebiet der Kunst, der Wissenschaft oder des öffentlichen Lebens um die Stadt verdient gemacht haben.

Ungleiche Verhältnisse

2004 wurden ein Ehrenbürgerbrief, ein Wappenmedaille in Gold, drei Ringe der Stadt Salzburg und vier Stadtsiegel in Silber an Männer vergeben. Zwei Stadtsiegel in Silber ergingen an Frauen. Somit erhielten 2004 insgesamt 14 Männer, jedoch nur zwei Frauen eine Ehrung.

2005 wurden zwei Ehrenbürgerbriefe, vier Wappenringe, ein Wappenmedaille in Gold, eine Wappenmedaille in Silber, zwei Ringe der Stadt Salzburg, zwei Ehrenbecher und vier Stadtsiegel in Gold an Männer vergeben. Ein Stadtsiegel in Gold erging an eine Frau.

Somit erhielten 2005 insgesamt 16 Männer, jedoch nur 1 Frau eine Ehrung.

Im laufenden Jahr (Stand März 2006) sieht die Situation nicht besser aus. Sonja Schiff von der Bürgerliste: "Bisher erhielten 14 Männer aber nur 7 Frauen einen Bürgerbrief."

Bedeutsame Ehrungen an Männer

"Frauen gestalten die Stadt Salzburg gesellschaftlich wesentlich mit, dabei stehen sie nicht immer sichtbar im Vordergrund, ihre Arbeit ist jedoch unentbehrlich", erklärte die Frauensprecherin der Bürgerliste verwundert ob dieses Ungleichverhältnisses. Auffällig sei dabei außerdem: Je bedeutsamer die Ehrung, desto weniger geht sie an Frauen.

So sei etwa aus der Vereinsarbeit bekannt, dass Männer oft Funktionen wie Obmann und Kassier bekleiden, Frauen jedoch die eigentliche Arbeit des Vereins machen (etwa bei viele sozialen Initiativen).

In Wissenschaft, Kunst und Kultur hätten Frauen schon lange aufgeholt und erbringen großartige Leistungen. "Allerdings sind sie oft weniger sichtbar als Männer, auch weil sie weniger oft in Verbindung mit großen und bekannten Institutionen genannt werden."

Die Gemeinderätin fordert, dass gerade deshalb Frauen bei Ehrungen stärker berücksichtigt werden müssen. "Das Engagement von Frauen in Vergangenheit und Gegenwart muss gleichberechtigt sichtbar gemacht werden."

Ein Antrag im Gemeinderat, der die Vergabepraxis der Ehrungen überprüfen soll, ist bereits eingebracht. Ziel sei die Entwicklung neuer Vergabekriterien, die auch die Lebensläufe von Frauen voll berücksichtigen. Als Ausgleich forderte Schiff in einem der kommende Jahre eine ausschließliche Ehrung von Frauen. "Immerhin gibt es da viel aufzuholen", so die Gemeinderätin abschließend. (red)