Filmplakat zu "Esmas Geheimnis".
Foto: grbavica
Positive Signale für vergewaltigte Frauen in Nachkriegsgebieten: Das Parlament in Bosnien hat erstmals einen Antrag zur Beratung angenommen, der Opfern sexualisierter Kriegsgewalt eine "Invalidenrente" zugesteht. Die Durchsetzung des Antrags käme der weltweit ersten offiziellen Anerkennung von vergewaltigten Frauen als Kriegopfer gleich.

In dem Papier, das zuvor bereits mehrmals abgelehnt wurde, ist vorgesehen, dass vergewaltigte Frauen in Bosnien und Herzegowina, je nach Grad ihrer Traumatisierung, zwischen 70 und 200 Euro monatlich Invalidenrente zugesprochen wird. Kommt der Antrag durch, fallen etwa 5000 in Bosnien registrierte Frauen unter diese Regelung. Behörden und Hilfseinrichtungen beziffern die Dunkelziffern der betroffenen Frauen auf über 60.000.

"Revolutionär"

"medica mondiale", eine Frauenschutzeinrichtung, die in Bosnien bereits seit Jahren mit traumatisierten Gewaltopfern arbeitet, äußerte sich optimistisch über die aktuelle Entwicklung: "Es ist eine revolutionäre Tatsache, dass in Bosnien, als erstem Nachkriegsgebiet weltweit, Kriegsvergewaltigungen nun auch endlich auch politisch offiziell als Menschenrechtsverletzungen anerkannt werden", erklärte Geschäftsführerin Monika Hauser in einer Aussendung.

Die Frauenschutzeinrichtung kämpft bereits seit Jahren für die Anerkennung der Opfer sexueller Kriegsgewalt. Acht Frauenorganisationen machen sich gemeinsam stark für die Rechtsänderung. Unterstützung bekommen sie dafür durch den diesjährigen Biennale-Gewinner-Film "Grbavica" (Esmas Geheimnis), der das Leben vergewaltigter Frauen in Sarajewo reflektiert. Den Film haben laut Angaben von "medica mondiale" bereits 100.000 Menschen in Bosnien gesehen. In Deutschland ist der Kinostart von "Grbavica" an eine Spendenaktion für das finanziell schlecht abgesicherte Frauenschutzzentrum "Medica Zenica" gekoppelt. (red)