Hamburg - Die deutsche Musikbranche will sich angesichts von Umsatzeinbußen gegen die rasant wachsende Zahl von Raubkopien aus dem Internet wehren. Die Firmen arbeiteten an technischen Möglichkeiten, um die Übertragung von illegal im Datennetz verschickten Musiktiteln zu blockieren, sagte Thomas Stein, der Chef des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft, am Mittwoch in Hamburg. Den 1998 durch Online- Piraterie entstandenen Schaden schätzt er auf 20 Mill. DM (10,2 Mill. Euro/140,7 Mill. S). Dies sei doppelt soviel wie im Vorjahr. Demgegenüber habe die deutsche Musikindustrie Umsatzeinbußen von 1,5 Prozent auf knapp fünf Mrd. DM verbucht. 100 Millionen DM Schaden Den gesamten 1998 in Deutschland verursachten Schaden durch illegale Musik-CDs, Kassetten und Videos schätzt Stein auf 100 Mill. DM. Gegenüber dem Vorjahr sei dies zwar ein Rückgang um zehn Prozent. Die Plattenfirmen rechneten aber damit, daß sich vor allem die Musikpiraterie über das Internet innerhalb kürzester Zeit enorm ausweiten werde. Zudem werde es für Privatleute immer einfacher, sich Compact Discs (CD) selbst zu brennen. Damit sei ohne großen Aufwand die Herstellung von vollkommen identischen Raubkopien ohne Qualitätsverlust möglich. Unter jungen Leuten habe sich daraus bereits eine regelrechte "Schulhof-Piraterie" entwickelt. Vorgehen will die Branche vor allem gegen die kommerzielle Ausbeutung der Raubkopien. Es gehe den Firmen weniger um die private Verbreitung illegaler Musikprodukte, sagte Stein. Ziel der Industrie sei es vor allem, die kommerziell genutzte Übertragung von Raubkopien im Internet unmöglich zu machen. Stein kündigte die Installation von Suchmaschinen an, die im weltweiten Datennetz nach illegalen Musiktiteln und deren Verbreitern suchen sollten. (APA/Reuters)